Katzen verbringen viel Zeit in ihren Körbchen. Doch so schön die entspannten Stunden auch sein mögen: Zum echten Miteinander gehört mehr dazu, als nebeneinander im Wohnzimmer zu relaxen. Und dieses „Mehr“ ist insbesondere für reine Wohnungskatzen ein wichtiger Tagespunkt.

Gerade berufstätige Katzenhalter haben oft das Problem, dass sie sich vor und nach der Arbeit zuerst einmal um die alltäglichen Dinge des Tages kümmern müssen. Das ist vollkommen normal. Am Morgen ist die Zeit besonders knapp. Und abends lockt mit all seinen Annehmlichkeiten das Sofa. Die Zeit mit der Katze findet häufig irgendwo dazwischen statt. Doch „irgendwo dazwischen“ ist eigentlich nicht der richtige Platz für gemeinsame Stunden oder Minuten. Denn Katzen haben ein sehr feines Gespür, ob wir Menschen auch wirklich bei der Sache sind und ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit schenken. Oder ob wir in Gedanken ganz woanders sind. Und das gilt auch für Katzenhalter, die vollkommen frei über ihren Tag verfügen können.

Das Problem: Fehlt eine gemeinsame Basis, ist das nicht nur sehr schade für die Katze-Mensch-Beziehung, sondern es führt je nach individuellem Bedürfnis der Katze auch zu Unzufriedenheit. Vermehrtes Kratzen, nächtliche Unruhe und andere Verhaltensauffälligkeiten der Katze können die Folge sein. Fehlende Anregung kann außerdem dazu führen, dass die Katze vermehrt schläft. Auch wenn dies zuerst unauffällig und normal erscheint, so sollte dieser Zustand nicht dauerhaft bestehen bleiben. Denn geistige und körperliche Aktivitäten tragen enorm zum Wohlergehen der Katze bei und wirken Alterungserscheinungen entgegen.

Der Tagesrythmus von Mensch und Katze

Wenn wir uns unseren Tagesablauf ansehen, finden wir meist feste Zeiten zu denen wir bestimmte Aufgaben erledigen. Das Interessante daran ist, dass Katzen es meist ganz genauso handhaben. Auch sie machen zu bestimmten Zeiten, bestimmte Dinge, an bestimmten Orten. Im Idealfall passt der Zeitplan unserer Katzen mit unserem eigenen zusammen. In der Regel müssen sich jedoch Mensch und Katze erst einmal zusammenfinden. Wir Menschen sind also aufgerufen unsere Katze zu beobachten und sie (besser) kennenlernen. Denn nicht jede Katze zeigt genau in dem Moment Interesse, wenn der Mensch sich gerade Zeit für sie nimmt. Es lohnt sich also seinen eigenen Tagesablauf und den der Katze genau anzusehen, um gemeinsame Zeitfenster zu finden oder um welche zu schaffen. Tipp: Kurze Notizen im Kalender reichen schon aus, um die aktiven Zeiten seiner Katze zu notieren und Besonderheiten festzuhalten. Hat man das lediglich 7-14 Tage durchgehalten, kann man auf dieser Grundlage Schritt für Schritt damit beginnen die gemeinsame Zeit neu zu planen.

Bewusster Umgang mit der Zeit

Wir können es drehen und wenden wie wir wollen, aber der Tag hat nun einmal nur 24 Stunden. Für die Katze hat das Konsequenzen: Denn es scheint (!) an allen Ecken und Kanten die Zeit zum Spielen, für gemeinsame Aktivitäten, für Erziehungstraining, für eine ordentliche Futterumstellung und vieles mehr zu fehlen. Doch schaut man genau hin, gibt es einen Unterschied zwischen der gefühlten und der tatsächlichen Zeit.

Wenn wir (wieder) einen bewussteren Umgang mit der Zeit schaffen, kann es gelingen mehr entspannte Momente mit der und für die Katze herauszuschlagen. Denn die täglichen Aufgaben zur Versorgung der Katze dauern wirklich nicht lange. Legt man diese „Standards“ zusammen, können sich günstige Zeitblöcke ergeben, die unterm Strich Zeit sparen. Und diese gewonnene Zeit kann in einem exklusiven Zeitpaket der Katze zur Verfügung gestellt werden.

Die sogenannte „Qualitytime“ ist schon längst zu einem Begriff geworden, wenn es um die gemeinsame Zeit mit der menschlichen Familie und Freunden geht. Unsere Katzen können jedoch auch davon profitieren.

Tipp: Um ein Gespür für den tatsächlichen Aufwand der alltäglichen Aufgaben zu bekommen, die Dauer der Versorgungsaktivitäten (wie Katzentoilette reinigen, füttern, bürsten) stoppen und aufschreiben. Den gesamten „Zeitblock“ dann gezielt in den Tagesablauf integrieren, um Zeitfenster effizient zu nutzen.

„Qualitytime“ für Samtpfoten – ganz bewusst Zeit mit der Katze verbringen

Neben den ganz alltäglichen Aufgaben gilt es seiner Katze echte und ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Beschäftigungsarten wie Clickertraining eignen sich ganz besonders gut dazu, da dann auch wir Menschen bei der Sache sein müssen. Doch immer mehr Spielzeuge versprechen die Katze „vollkommen automatisch“ und „interaktiv“ zu beschäftigen. Sicher können auch diese zwischendurch für Spaß und Abwechslung sorgen. Allerdings sollte das Zusammenleben nicht nur aus der Versorgung und interaktivem Spielzeug bestehen. Denn gerade gemeinsame Aktivitäten können für ein Plus an Zufriedenheit sorgen. Neben den klassischen Spieleinheiten, eignen sich kleine Rituale, um besondere Momente in den Alltag zu integrieren. Ein morgendlicher, gemeinsamer Gang auf den Balkon, kann ein wundervoller Start in den Tag sein. Bei der Zubereitung des Abendessens zuschauen und an allen Köstlichkeiten schnuppern dürfen, lieben fast alle Katzen. Und natürlich zählen auch die beiderseits so beliebten Kuscheleinheiten zur Qualitytime 😉

Tipps für die gemeinsame Zeit mit der Katze:

  • feste Zeiten einplanen und auf ein passendes Zeitfenster achten
  • entspannt und aufmerksam sein
  • gemeinsame Rituale etablieren (z.B. die Katze nach dem Nachhause kommen bürsten)
  • gemeinsame Alltagsaktivitäten (z.B. in Katzengesellschaft die Arbeitstasche packen und alle einzelnen Utensilien begutachten lassen)
  • Katze am Alltag teilhaben lassen (z.B. ihr neue Dinge zeigen, sie schnuppern lassen)

Darauf sollten wir beim Spiel mit der Katze möglichst verzichten:

  • nebenher Fernsehen
  • im Internet surfen
  • ins Handy gucken
  • Telefonieren
  • Unterhaltung mit anderen

Tipp: Fehlt am Tag gemeinsame Zeit, so ist es nur fair die Samtpfote wenigstens nachts bei sich schlafen zu lassen. Auch wenn das sicher kein Ersatz für fehlende Aufmerksamkeit am Tag ist, so wissen viele Katzen die körperliche Nähe zu schätzen und tanken so ein wenig Zuwendung auf. Manchmal reicht sogar schon die geöffnete Schlafzimmertür, um für mehr Wohlbefinden zu sorgen.

Führt man sich vor Augen, wie wichtig die gemeinsame Zeit mit der Katze ist und vor allem auch, dass diese Zeit begrenzt und kostbar ist, gelingt es oft besser sich zu motivieren. Neben neuen Katzenutensilien, wie Körbchen oder Kuschelkissen, geben auch selbstgebastelte Spielzeuge beiden Seiten neue Anreize. Aber zu guter Letzt ist es doch die Zeit füreinander und miteinander, die das Zusammenleben mit einer Katze so besonders macht. Wir müssen diesen Augenblicken nur meist mehr Raum geben.

Viel Spaß bei allen gemeinsamen Aktivitäten wünscht Ihre und eure Sabine Ruthenfranz mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret, Ausgabe 1, Winter 2018