Erschienen in der WAZ Tierwelt am 15.10.2016

Katzen sind zwar Fleischfresser, jedoch knabbern die meisten von ihnen gerne regelmäßig an Pflanzen. Einerseits, um die bei der Fellpflege heruntergeschluckten Haare wieder loszuwerden, andererseits aber auch, weil das Knabbern ihnen ein natürliches Bedürfnis ist. Die Freigänger unter ihnen können draußen frei wählen was ihren Speiseplan ergänzt. Reine Wohnungskatzen sind hingegen darauf angewiesen was der Mensch ihnen vor die Nase setzt – und hier gilt es einiges zu berücksichtigen.

Früher hat man angenommen, dass Katzen Gras als eine Art Nahrungsergänzung benötigen. Heute geht man jedoch davon aus, dass das Knabbern ein „instinktives Überbleibsel“ ihrer Vorfahren ist. Es wird eine natürliche Parasitenbehandlung vermutet, um Parasiten und Unwohlsein zu bekämpfen. Gras und andere Knabberpflanzen sind also nicht zwingend für die Ernährung notwendig, haben aber den Vorteil der Haarballenbekämpfung und können das natürliche Bedürfnis der Katze befriedigen, solange keine medizinischen Gründe dagegen sprechen.

Gerade reinen Wohnungskatzen, die im Haushalt oft einer Vielzahl von Zimmerpflanzen ausgesetzt sind, kann dieses Bedürfnis jedoch gefährlich werden. Denn zum einen sind die meisten Pflanzen giftig. Zum anderen sind auch ungiftige Pflanzen in der Regel mit Pflanzenschutzmitteln behandelt und können dadurch giftig sein. Bei der Auswahl geeigneter Knabberpflanzen für die Katze gilt es also zu berücksichtigen, dass das Grün an sich ungiftig, aber auch unbehandelt, also zum Knabbern vorgesehen sind. Keimgräser, wie zum Beispiel Weizenkeimgras, stellen mit ihren weichen Halmen eine besonders geeignete Knabberpflanze dar und werden im Handel speziell als Futterpflanze angeboten. Etwas vorsichtiger sollte man mit Zyperngräsern, wie etwa dem „Cyperus zumula“ umgehen. Denn je nach Alter und Pflegezustand der Pflanze können die Halme scharfkantig und störrisch werden, so dass sie sich manchmal im Hals-Rachenraum der Katze verfangen und nicht selten vom Tierarzt entfernt werden müssen. Eine weitere geeignete Knabberpflanze stellt das Kriechende Schönpolster dar, die als unbehandelte Futterpflanze unter dem Namen Golliwoog® erhältlich ist. Welche Pflanze bevorzugt wird, entscheidet jedoch immer die jeweilige Katze selbst.

Katzen, die sich nur allzu gerne an ungeeigneten Zimmerpflanzen vergreifen, können zwar mit Knabberpflanzen ein wenig umgelenkt werden, eine Garantie, dass sie nicht mehr an die für sie gefährlichen Zimmerpflanzen gehen ist es jedoch nicht, so dass in ihrem Umfeld auf jeden Fall auf giftige Pflanzen verzichtet werden sollte. Diese stehen übrigens nicht immer nur auf der Fensterbank. Jetzt in der Herbst-Wintersaison sind viele Giftpflanzen Bestandteil der saisonalen Dekoration und wandern oft unbemerkt in Gestecken oder Kränzen in den Katzenhaushalt. Besonders gefährdet sind sehr junge Katzen, die neugierig an allen erdenklichen Dingen knabbern, aber auch alte oder kranke Tiere, bei denen schon geringe Mengen von giftigen Pflanzen gesundheitliche Probleme verursachen können.

Ein besonderes Seminarwochenende für Katzenhalter zum Thema „Katzenpflanzen“ findet vom 4.-5.2.17 in Bochum statt. Anmeldung und Infos unter Tel. 0177-3341433. Tickets auch als Geschenkgutschein erhältlich! Sabine Ruthenfranz ist mehrfache Buchautorin und auch als Dozentin rund um die Katze tätig. Mit dem Erlebnistag Katze hat die Katzenexpertin eine Seminarreihe für Katzenhalter ins Leben gerufen, um Haltern auf angenehme Art und Weise das notwendige Hintergrundwissen für ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Katze zu vermitteln.