Mein Artikel im Branchen forum Zoo & Garten 05/2012
Das 1×1 der Katzenerziehung

Jeder weiß: Hunde kann man wunderbar erziehen und ihnen Vieles beibringen. Doch was ist mit Katzen? Sie gelten als eigenwillig und scheinbar unerziehbar, so dass sich auch heutzutage immer noch recht wenige Katzenhalter mit dem Thema Katzenerziehung beschäftigen. Aber gerade bei reinen Wohnungskatzen ist eine gewisse Erziehung vonnöten, um ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Katze zu gewährleisten.

Wenn die Katze bereits als Kitten einzieht, ist das sicher der beste Zeitpunkt, um die Weichen für das gemeinsame Zusammenleben zu stellen. Denn Katzenkinder bieten aufgrund ihrer Neugier und Lebendigkeit eine Vielzahl von Ansatzpunkten für die Erziehung. In dieser Lebensphase kann das unerwünschte Verhalten besonders schnell abgewöhnt werden.
Bei erwachsenen Katzen gilt: Je älter die Katze desto schwieriger die (Um-)erziehung.
Ein guter Zeitpunkt um der erwachsenen Katze unerwünschtes Verhalten abzugewöhnen ist ein Wohnungswechsel, eine Renovierung oder neue Möbel. Dann gilt es unmittelbar neue Regeln aufzustellen.
Den schwierigsten Erziehungsfall bildet die alte Katze, die bereits ein gewisses Gewohnheitsrecht für ihr Verhalten hat. Haben die Halter das Verhalten ein Katzenleben lang toleriert, so sollte dies auch weiterhin geduldet werden um der alten Katze nicht unnötig Stress zu bereiten.

Die Grundlagen
Zuerst sollte die Katze den Standort der Katzentoilette kennenlernen. Ein sanftes Hineinsetzen in das mit Streu gefüllte Katzenklo reicht in der Regel aus. Bei großen Wohnungen empfiehlt sich ein zweites Katzenklo aufzustellen da Kitten im Spiel manchmal vergessen auf ihren Harndrang zu achten oder weil sie sich noch nicht so gut orientieren können. Bei kleinen Pannen auf gar keinen Fall bestrafen, sondern behutsam zur Katzentoilette tragen. Das leider immer noch verbreitete Eintauchen der Katzennase in die Ausscheidungen der Katze ist wohl das Schlimmste und Unsinnigste was der Katzenhalter seiner Katze in diesem Zusammenhang antun kann. Es ist für die Katze unverständlich und der Halter zerstört dadurch jegliche Vertrauensbasis.
Ein stabiler und von der Größe angemessener Kratzbaum wird in der Regel schnell angenommen. Bei kleinen Katzen kann man eine Pfote vorsichtig festhalten und damit am Material schaben, um den Verwendungszweck zu erklären. Erwachsene Katzen lassen sich mit etwas Catnip-Spray an den Kratzbaum locken.

Konsequent sein
Die größte Hürde bei der Katzenerziehung ist die Eigenart des Menschen auf unerwünschtes Verhalten der Katze zu reagieren und dieses somit ungewollt zu bestätigen. Kratzt die Katze zum Beispiel die Hand des Menschen, sollte das Spiel oder die Schmuseeinheit sofort kommentarlos beendet werden. Maximal das Wort „Nein“, exakt im Moment der Abwendung von der Katze gesprochen, kann zur verbalen Unterstützung eingesetzt werden. Dann sollten ein paar Minuten vergehen, bis man sich der Katze erneut zuwendet.
Ein Klassiker unter den unerwünschten Eigenarten der Katze ist die nächtliche Ruhestörung. Sei es durch Kratzen an der Schlafzimmertür oder herzerweichendes Maunzen. Wer darauf reagiert hat schon verloren. Und es ist unglaublich schwer nicht darauf zu reagieren, aber dafür auch sehr wirkungsvoll, wenn man die Katzenaktivitäten konsequent ignoriert. Notfalls mit Ohrenstöpseln ausgestattet und unter der Bettdecke erstarrt, muss der Katzenhalter Durchhaltevermögen beweisen, um der Katze zu signalisieren, dass Maunzen, Kratzen und Toben zu dieser Zeit keinen Sinn hat.

 

Der richtige Zeitpunkt für „sanfte Strafen“
Hat die Katze etwas heruntergestoßen, wird es in den meisten Fällen ein Versehen gewesen sein. Also: Scherben aufkehren und Wertvolles besser woanders aufstellen.
Schimpfen oder gar bestrafen hat im Nachhinein keinen Sinn denn für die Katze ist der Zusammenhang zwischen der herunter gestoßenen Vase und der Strafe nicht mehr nachvollziehbar. Möchte man das Heraufspringen auf Tisch oder Küchenablage abgewöhnen, können zum Bespiel leere Dosen mit Steinchen befüllt und aufgestellt werden. Springt die Katze darauf, wird das Umfallen der Dosen und der unmittelbar (!) damit verbundene Krach sie nach einer Zeit davon abhalten wieder hinauf zu springen. Weitere Maßnahmen: In die Hände klatschen, mit Wasser auf den Rücken spritzen, etwas fallen lassen um Lärm zu erzeugen, anfauchen oder anpusten.
Übrigens: Kleine Katzen klettern gern. Es empfiehlt sich bodenlange Vorhänge hochzubinden oder „kostbare“ Vorhänge abzuhängen, bis die wilde Phase der kleinen vorüber ist.

Wichtige Regeln für die Katzenerziehung

  1. Regeln aufstellen: Definieren Sie gemeinsam mit allen Familienmitgliedern maximal fünf Verbote für die Katze. Denken Sie daran, dass sich bei Wohnungskatzen die ganze Welt in ihren vier Wänden befindet und wägen Sie ganz genau ab was Ihnen wirklich so wichtig ist, dass es ein Verbot rechtfertigt.
  2. Früh anfangen: Fangen Sie in möglichst jungen Jahren mit der Erziehung an oder nutzen Sie Veränderungen im Lebensumfeld dazu neue Regeln aufzustellen.
  3. Unerwünschtes Verhalten konsequent ignorieren: Wer bei nächtlichem Miauen der Katze den Fressnapf füllt, bringt der Katze bei, dass das Miauen lohnenswert ist. Die Katze wird die Belohnung (das Futter) dann immer wieder einfordern.
  4. Belohnen statt strafen: Zielführender als zu strafen ist es positives Verhalten zum Beispiel mit Leckerchen oder Streicheleinheiten zu belohnen. Katzenkinder schützen: Dem Entdeckungsdrang kleiner Katzen muss mit besonderen Sicherheitsvorkehrungen begegnet werden. Tabasco auf Pflanzenblättern und Stromkabeln schütz vor gefährlichem Knabbern.
  5. Nicht verzweifeln: Gerade Katzenkinder können die Geduld des Katzenhalters schnell überstrapazieren. Mit dem Wissen dass viele Phasen auch vorüber gehen, lässt sich manches leichter erdulden.