Die Bedeutung des Begriffs „Senior“ hat sich in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Bezug auf uns Menschen verändert. Die Senioren von einst sind heute „Best-Ager“. Und das ist auch bei Katzen so. Denn dank medizinischer Versorgung und besseren Lebensbedingungen ist die Lebenserwartung auch von Katzen deutlich gestiegen. Doch diese erst einmal erfreuliche Tatsache hat auch eine zweite Seite. Mit gestiegenem Alter kommt es auch zu klassischen Alterserkrankungen und Veränderungen bei der Katze. Allerdings sind diese für uns lange Zeit „unsichtbar“. Ab einem gewissen Alter sollten wir deshalb ganz bewusst unsere Aufmerksamkeit darauf lenken, um der Seniorkatze rechtzeitig Hilfestellung anbieten zu können.

Fehlkäufe sind fast nicht auszuschließen, da Katzen sehr eigen sind und selbst entscheiden, was ihnen gefällt oder eben nicht. Außerdem ist das Angebot riesig und nicht alle Produkte halten was sie versprechen. Allerdings kann man mit bestimmten Auswahlkriterien die Trefferquote für langlebiges und gern genutztes Katzenzubehör deutlich erhöhen und damit obendrein zum Wohlbefinden der Fellnase beitragen.

Wenn man sich gedanklich in die Rolle einer alten Samtpfote hineinversetzt, ist das Bild einer Katze mit Brille, Hörgerät und Rollator eine echte Hilfestellung. Denn ganz unabhängig von Erkrankungen, bekommen auch Katzen die ganz normalen Veränderungen des Älterwerdens zu spüren. Mit dem feinen Unterschied, dass wir Menschen diese Veränderungen bis zu einem gewissen Grad nicht, oder zumindest eine ganze Zeit lang nicht mitbekommen. Da die meisten Katzen auch als Senioren noch verdammt gut aussehen, könnte man meinen, die Zeit wäre spurlos an ihnen vorüber gegangen.  Aber auch Katzen sind von den Folgen des Älterwerdens nicht gefeit. Allerdings ist es sehr unterschiedlich, ab welchem Alter man ihnen diese Folgen anmerkt. Das fiktive Bild der „Rollator-Katze“ kann dabei helfen sich den unsichtbaren Alterungsprozess seiner Katze bewusst zu machen und die notwendige Empathie zu entwickeln, um hier und da den Alltag der Seniorkatze für sie angenehmer zu gestalten.

Ab wann gilt eine Katze als „alt“?

Gegenfrage: Was bedeutet „alt“ überhaupt? Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass sich die Lebenserwartung der rund um versorgten Katze so sehr erhöht hat wird deutlich, wie schwer es ist allgemeingültige Aussagen zu treffen. Es kommt, wie bei uns Menschen auch, auf die individuellen Umstände an, wie schnell oder wie offensichtlich die Alterung voranschreitet. Zwar ist die „biologische Alterung“ durch den Prozess der Zellteilung und Zellvermehrung nicht aufzuhalten. Aber auf die sogenannte „Umweltalterung“ haben wir durchaus Einfluss. Aus diesem Grund sollten Negativeinflüsse wie starke Sonnenstrahlung, Stress, Passivrauchen in Raucherhaushalten, Langeweile und so weiter, vermieden werden. Damit kann man selbst schon sehr viel zu einem langen und lebenswerten Katzenleben beitragen.

Es gibt Katzen, denen ist das Alter lange Zeit gar nicht anzumerken. Oftmals ausgelöst durch Erkrankungen wird das vorangeschrittene Alter bei ihnen erst ganz plötzlich sichtbar. Manch andere Katze wird hingegen ganz schleichend alt. Und es gibt Katzen die scheinbar bis zum letzten Atemzug „jung“ bleiben. Dennoch ist die Frage nach dem „alt sein“ berechtigt. Man geht heute davon aus, dass bei Katzen ab etwa 11 Jahren die altersbedingten Verhaltensveränderungen anfangen. Ab etwa 15 Jahren ist mit medizinischen Problemen zu rechnen. Doch letzten Endes gilt: Auch die Katze ist so alt, wie sie sich fühlt 😉

Was verändert sich bei der älteren Katze?

Eigentlich ist es ganz einfach. Wer selbst schon das Teenager- und junge Erwachsenenalter hinter sich gelassen hat, der kennt diese Veränderungen schon von sich selbst. Alle anderen kennen die klassischen altersbedingten Veränderungen von nahestehenden Verwandten. Denn ganz so sehr unterscheiden sich Mensch und Katze nicht, wenn es ums Älterwerden geht. Es gibt erstaunlich viele Parallelen. Mit dem Unterschied, dass wir Menschen schon recht früh auf Hilfsmittel, wie eine Brille, zurückgreifen. Die Funktion der Sinnesorgane lässt nämlich auch bei unseren Katzen nach. Durch das abnehmende Seh- oder Hörvermögen und damit verbundenem Orientierungsverlust, kann es zu Unsicherheit kommen. Und durch diese kann zum Beispiel Stress, in Einzelfällen sogar Stressaggression entstehen. 

Bekannte werden als Fremde misstrauisch beobachtet, Fremde werden als Freunde angesehen, neue Geräusche und Gerüche werden von der Katze als Bedrohung empfunden und vieles mehr.

Neben einer nachlassenden Funktion der Sinnesorgane gibt es noch weitere, gesundheitliche Veränderungen, die den Alltag beeinträchtigen können. Eine Schwächung der Muskulatur und des Bindegewebes, sowie Abnutzungserscheinungen der Knochen, führen zu Bewegungseinschränkungen. Beliebte Schlaf- und Ausguckplätze können nicht mehr ohne weiteres erreicht werden. Katzen mit Freigang können zunehmend „krawalligen“ Nachbarskatzen zum Opfer fallen, da sie sich nicht mehr wie früher verteidigen können. Und durch schlechtere Durchblutung, Bewegungsmangel und schlechteren Stoffwechsel steigt die Kälteempfindlichkeit.

Das und noch viel mehr verändert sich im Laufe des Katzenlebens. Und es liegt an uns aufmerksam zu beobachten, wann unsere Hilfe notwendig wird.

Hilfestellung für Seniorkatzen

  • Kletterhilfen ermöglichen auch der alten Katze das Erreichen beliebter Schlaf- und Ausguckplätze. Das müssen nicht unbedingt speziell für die Tiere angeschaffte Utensilien sein. Hocker, Beistelltischchen, sogar Pappkartons reichen aus, um den Aufstieg, aber auch einen knochenschonenden Abstieg zu ermöglichen. Wer aus Perspektive der Katze durch die Wohnung schaut, findet überall einfach umzusetzende Möglichkeiten, um den Alltag der Katze angenehmer zu gestalten. Oft reicht es dafür schon ein Möbelstück minimal zu verrücken.
  • Warme Liegeplätze gibt es in den meisten Katzenhaushalten von Anfang an. Doch im Alter darf es ruhig noch kuscheliger werden. Beheizbare Unterlagen und wärmespeichernde Kissen sorgen für maximale Entspannung. Auch Freigänger profitieren von diesem Luxus, sei es eine besondere Unterlage oder sogar ein wärmendes Häuschen für kalte Tage.
  • Aktive Beschäftigung mit der Katze, zum Beispiel durch Clickern, ermöglicht geistiges und körperliches Training und kann die Fitness bis zu einem gewissen Grad aufrecht erhalten. Überhaupt ist das tägliche Unterhaltungsprogramm nicht zu unterschätzen und macht das Leben erst so richtig lebenswert.
  • Eine auf das einzelne Tier angepasste, hochwertige Ernährung ist elementar wichtig. Am besten füttert man in mehreren, möglichst kleinen Portionen. Bei nachlassendem Appetit kann es helfen das Futter leicht zu erwärmen.
  • Auch Katzen, die bisher problemlos allein Fellpflege betrieben haben, benötigen unter Umständen im Alter Unterstützung. Eine tägliche Untersuchung des Fells auf Knötchen lässt sich leicht in das Kuschelprogramm integrieren.
  • Bleibt die Samtpfote vermehrt mit den Krallen an textilen Oberflächen hängen, kann ein sachtes Kürzen der Krallen helfen. Das lässt man sich am besten vom Tierarzt des Vertrauens einmal zeigen, bevor man selbst Hand anlegt.
  • Eine regelmäßige Untersuchung durch den Tierarzt sollte jeder Katze zu Teil werden, um Erkrankungen möglichst frühzeitig zu entdecken und gegensteuern zu können.

Verständnis und Empathie auf Seite der Katzenhalter vorausgesetzt, steht also einem erfüllten und aktiven Leben als Katzen-„Best-Ager“ und Katzensenior nichts im Wege.

Eine gesunde und aktive Zeit wünscht Ihre und eure Sabine mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret, Ausgabe 1, Winter 2021