Unsere Katzen sind fast an jeder Ecke irgendwelchen giftigen Substanzen ausgesetzt. Oft scheinen sie bei Kontakt von ihren berühmt berüchtigten 7 Leben geschützt zu werden. Doch leider gibt es auch ernstzunehmende, ja sogar lebensbedrohliche Vergiftungen. Ein großer Teil davon wäre vermeidbar, wenn es diesbezüglich nicht so viele Missverständnisse gäbe. Denn mit diesen steigt das Vergiftungsrisiko, da mögliche Gefahren fälschlicherweise nicht als solche erkannt oder zumindest deutlich unterschätzt werden.

Der Großteil aller Katzenmenschen, die sehr eng mit ihren Samtpfoten zusammenleben, ist stets bemüht für Sicherheit zu sorgen. Balkone werden abgenetzt, Kippfenster gesichert und von Tüten werden Henkel durchgeschnitten, um mögliche Unfälle zu vermeiden. Und auch in Bezug auf Vergiftungen wird einiges unternommen: Bestimmte Pflanzen, Nahrungsmittel und andere giftige Substanzen, werden strikt gemieden. Dennoch kommt es zu Unfällen, die schon manch eine Katze das Leben gekostet hat. Doch wie kann es dazu kommen, dass trotz größter Vorsicht die Gefahren nicht erkannt werden?

Giftig bedeutet nicht gleich tödlich

Es gibt zahlreiche Rahmenbedingungen, die über den Verlauf einer Vergiftung entscheiden. Um es einfach zu machen, sortieren wir Menschen unsere Welt jedoch gerne in schwarz und weiß, in diesem Fall in giftig und ungiftig. Und hier liegt schon der erste Fehler und Grund für viele Missverständnisse. Bei Vergiftungen entscheidet der Grad der Giftigkeit der Substanz, die aufgenommene Menge des Giftstoffs, das Alter und der Gesundheitszustand der Katze und einiges andere mehr über einen nahezu symptomfreien oder dramatischen Vergiftungsverlauf.

„Bio“ bedeutet nicht ungiftig

Die Kennzeichnung „Bio“ ist in unseren Köpfen in der Regel mit etwas Positivem verknüpft. Manch einer denkt dabei an eine „tiergerechte Haltung“ von Hühnern, beim Eierkauf. Andere verbinden das Wort „Bio“ mit natürlich und das Wort „natürlich“ direkt mit unschädlich bzw. ungiftig. Ein zweiter Fehler der für viele Missverständnisse sorgt. Giftpflanzen mit Biosiegel bleiben giftig. Je nach Biosiegel gelten lediglich bestimmte und sogar ziemlich unterschiedliche Bedingungen bei Herstellung und Produktion.

Nicht nur das Fressen giftiger Substanzen ist gefährlich

Wenn es um Vergiftungen geht, steht meist die Aufnahme des Gifts durch Fressen im Vordergrund. Doch weit gefehlt. Gerade Katzen, die beim Putzen sehr gründlich ihr Fell und die Pfoten abschlecken, können sich auch ganz anders vergiften. Giftstoffe können

durch das Abschlecken des Fells aufgenommen werden, direkt über die Haut und das Fell in die Katze gelangen oder auch über das Trinkwasser. Zum Beispiel sollten Katzen nicht aus kleinen Tümpeln oder Wassergefäßen trinken, in denen ein Sumpfschachtelhalm wächst.

Von sich selbst auf die Katze schließen

„Was ich essen kann, wird auch für meine Katze gut sein.“ Das ist leider nicht der Fall. Die „Giftigkeit nach Individuum“ stellt eine besonders große Falle für Missverständnisse dar. Denn im Alltag denken wir eher selten darüber nach, ob das Pfaffenhütchen, an welchem fröhlich die Rotkehlchen knabbern, nicht vielleicht für uns Menschen giftig wäre. Und das ist es wirklich. Solche Unterschiede in der Giftigkeit nach Individuum gibt es sogar recht häufig. Das in der Schokolade enthaltene Theobromin ist für Katzen giftig, auch wenn wir es ohne Probleme essen können. Selbst bei Medikamenten, die nicht ausdrücklich für Katzen gedacht sind gilt es genau aufzupassen. Zum Beispiel sind Parasitenschutzmittel für Hunde mit dem Wirkstoff Permethrin für Katzen extrem giftig und dürfen auf gar keinen Fall an ihnen angewendet werden.

Falsche Rückschlüsse und Beobachtungen

Die Dosis, also die aufgenommene Menge eines Wirkstoffs, macht das Gift. Das kennen wir vor allem von Medikamenten. Doch im Alltag werden Warnungen und Vergiftungshinweise schnell unterschätzt, da die Katze bei der Giftaufnahme beobachtet wurde und… nichts ist passiert. Die Erwartung: „Wenn es giftig gewesen wäre, wäre doch die Katze direkt tot zur Seite gefallen oder hätte irgendwelche Symptome gezeigt.“

Diese Annahme ist jedoch ein fataler Irrtum. Denn eine Vergiftung muss sich nicht zwingend sofort bemerkbar machen, es kann zu Langzeitschäden der Organe kommen oder die aufgenommene Menge war eventuell nicht groß genug.

Irreführung durch Bilder in den Medien

Ganz gleich ob Fernsehspot, Facebook-Post oder Youtube-Video: Katzen werden gerne dekorativ in Szene gesetzt. Natürlich auch in der Werbung für Katzenprodukte. Da sitzt dann zum Beispiel eine wunderschöne Katze dekorativ vor hochgiftigen Lilien, bei denen selbst der Kontakt zu den Blütenpollen bereits zu ernsten Vergiftungen führen kann. Und das vermittelt den Eindruck, es sei gar kein Problem und total ungefährlich.  Dabei gehören Lilien zu den giftigsten Pflanzen für Katzen und sollten auf gar keinen Fall in ihrer Nähe aufgestellt oder gepflanzt werden.

Die Individualität der Katze

Neben irreführenden Werbespots und Fotos in den sozialen Medien, wird auch in Kinderbüchern immer noch ein vollkommen falsches Bild von Katzen gezeigt. Der Klassiker unter den Illustrationen mit Katzen: Die Katze wird gezeigt wie sie Milch trinkt. Dabei vertragen erwachsene Katzen in der Regel keine Milch und bekommen Durchfall. Allerdings gibt es auch durchaus auch Katzen, die gerne Milch und Sahne schlecken, ohne Durchfall zu bekommen.

Die Sache mit dem Instinkt

„Es ist doch bisher immer gut gegangen und Katzen haben doch gute Instinkte.“ Nein, darauf sollte man sich wirklich nicht verlassen. Denn auch, wenn Katzen in gwisser Weise über Instinkte verfügen, so leben sie in unserer Gesellschaft doch eher in einer künstlichen Umgebung. Allein die Langeweile kann dazu führen, dass sie an Dingen knabbern, die sie normalerweise links liegen lassen würden.

Am Ende bewahrheitet sich also das Sprichwort: „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Und wir tun gut daran, Missverständnisse zum Wohle unserer geliebten Katzen zu vermeiden. 

Eine sichere Zeit wünscht Ihre und eure Sabine mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret, Ausgabe 1/2022