Frühling, Sommer, Herbst und Winter – jede Jahreszeit hat ihre Vorzüge. Das sehen offenbar auch unsere Katzen so und passen ihr Verhalten auf ihre ganz eigene Art und Weise an die jeweilige Saison an. Zu Beginn des Jahres scheinen Aktivität und Lebensfreude von Tag zu Tag anzusteigen, bis sie schließlich irgendwann im Spätsommer oder Herbst ihren Höhepunkt erreicht haben. Mit dem Herbst verändert sich der Tagesrhythmus erneut. Für uns Menschen können diese Wechsel äußerst unterhaltsame, aber auch anstrengende Auswirkungen haben. Und zwar sowohl zum Frühling hin, als auch in den Herbst hinein.

Der Wandel der Jahreszeiten kann für Mensch und Tier gleichermaßen verwirrend sein. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich als Kleinkind im Sommer, am helllichten Tag, ins Bett gesteckt wurde. Die Sonne schien noch durch den Vorhang und ich habe nicht verstanden, weshalb ich schon schlafen sollte. Selbst unsere schnurrenden Begleiter brauchen manchmal eine gewisse Zeit, um die saisonalen Veränderungen zu verstehen oder besser: Um sie zu akzeptieren. Denn es geht nicht nur um das, was draußen passiert, wie etwa weniger Sonne, kürzere Tage und kältere Temperaturen, wenn es zum Beispiel, so wie jetzt, langsam auf den Winter zugeht. Selbstverständlich bekommen sie auch von uns Menschen einige Veränderungen mit. Von der ewig diskutierten Zeitumstellung einmal ganz zu schweigen. Und wie immer gibt es sehr individuelle Verhaltensunterschiede, welche von den jeweiligen Lebensumständen (Freigänger oder Wohnungskatze), ihrem Alter und anderen Faktoren abhängen.

Mögliche Veränderungen im Herbst

Während der Mensch schon vor dem warmen Ofen sitzt, möchte die Katze unbedingt noch raus. Hier haben es die Vollzeit-Freigänger eindeutig besser. Sie können schalten und walten, wie es ihnen passt. Wohnungskatzen und Katzen mit eingeschränktem Balkonzugang oder Ausgang, werden entsprechend eher auf ihre Bedürfnisse aufmerksam machen. Sie fangen am Abend an zu maunzen, an der Balkontür zu schaben oder wollen ihren Menschen beim besten Willen (noch) nicht zur Ruhe kommen lassen. Schließlich war es doch vor kurzem um diese Zeit noch hell und das Leben in vollem Gange.

Eine weitere Herausforderung für uns Menschen besteht darin, dass wir meist früh im Dunklen zur Arbeit gehen und abends im Dunklen nach Hause kommen. Durch die kürzeren Tage, bleibt oft das Spielen auf der Strecke und sorgt bei unseren Katzen für zusätzliche Langeweile und aufgestaute Energie. Es liegt an uns nun für ausreichend Unterhaltung und Abwechslung zu sorgen, bevor sich Mieze in den Schlaf flüchtet. Denn auch wenn Katzen viele Stunden am Tag schlafen, so sollte das nicht durch Langeweile auf die Spitze getrieben werden.

Bei einigen Katzen verändert sich auch der Appetit, sie wirken bisweilen etwas lustlos, fangen Streit mit Partnertieren an oder machen verstärkt Unsinn im Haushalt. Letzteres kann auch zur Folge haben, dass nun verstärkt auf Sicherheit geachtet werden muss, um Unfälle und Verletzungen zu vermeiden.

In der Ruhe liegt die Kraft

Wer schon länger mit einer Fellnase sein Leben teilt, hat sicher schon eigene Erfahrungen rund um den veränderten Tagesrhythmus,  neue Verhaltensweisen und Gewohnheiten gesammelt. In diesem Fall kann man als Halter entsprechend entspannt bleiben, wenn Mieze im Frühling plötzlich morgens um 4 Uhr auf der Matte steht und die eigene Schlafzeit dadurch stark verkürzt wird. Oder wenn die reine Wohnungskatze im Herbst, bei bereits kalten Temperaturen und Dunkelheit, am Abend unbedingt noch einmal auf den Balkon möchte. Und das obwohl Mensch doch schon längst bequem auf dem Sofa liegt. Erfahrene Halter behalten in so einer Situation eher die Ruhe, denn sie haben meist schon öfter erleben können, dass dieses Verhalten nur eine kurze Phase andauert. Wenn auch eine bisweilen sehr anstrengende Phase.

Als frischgebackener oder noch unerfahrener Katzenhalter kommt jedoch schnell die Sorge auf, wie das Zusammenleben denn unter solchen Umständen weitergehen soll. Unter längerem Schlafentzug oder zumindest Schlafmangel erscheint die Situation nochmal deutlich brisanter.

Ganz gleich ob der veränderte Tagesrhythmus durch Frühling oder Herbst verursacht wird:  Wir müssen da durch! Aber man hat auch einiges in der Hand um gegenzusteuern und diese „Wechselphasen“ zu entschärfen.

Unterstützung bei der Umgewöhnung an die dunkle Jahreszeit

Die meisten Katzen machen das, was sie für richtig halten. Dafür lieben wir sie. Um abendliche oder gar nächtliche Störungen zu reduzieren, ist es jedoch ratsam einen gemeinsamen Tagesrhythmus zu finden, der für alle Beteiligten passt. Und das am besten schon in jungen Jahren oder zu Beginn des Zusammenlebens. So kann dann auch im Herbst leichter auf den „Wintermodus“ gewechselt werden. Feste Fütterungszeiten und liebgewonnene Rituale, können dabei helfen sich schneller an die neue Jahreszeit zu gewöhnen. Mit der Katze zu schimpfen oder sie für ungewünschte Aktivitäten zu bestrafen, ist absolut kontraproduktiv. Viel besser ist es sich in ihre Lage zu versetzen und Verständnis zu zeigen. Um zu schauen, welche Aktivitäten zu welcher Zeit bei der Katze am besten passen, ist das Wochenende geeignet.  So erkennt man am besten ihre aktiven Zeiten und kann ihren Tagesablauf mit dem eigenen in Balance bringen.

Aktivitäten im Herbst:

  • Besondere Spielsessions zu festen Zeiten anbieten: Leuchtspielzeug und Spiele im Dunklen mit Taschenlampe machen in Herbst und Winter besonders viel Spaß. Außerdem werden altbekannte Spielzeuge im Dämmerlicht wieder interessanter.
  • Anregende Spielzeuge: Baldrian und Katzenminze vertreiben trübe Gedanken und sorgen für gute Laune.
  • Training für Körper & Geist: Mit Klickertraining lassen sich viele unterhaltsame, aber auch nützliche Dinge einüben. Vom Medical Training bis hin zu Katzen-Agility.
  • Erziehung: In jeder Lage verständnisvoll sein, aber unbedingt konsequent bleiben.
  • Den Tagesablauf langsam anpassen: Feste Zeiten zum Füttern und Spielen und kleine Rituale helfen dabei (zum Abend ein gemeinsamer Balkonausflug, ein beliebtes Spiel spielen, eine Runde klickern, ausgiebige Fellpflege, ein Leckerchen…)
  • Geduldig sein und Ruhe bewahren: Mit dem Wissen „Diese Phase geht vorüber!“ geht vieles leichter.

Einen bunten Herbst wünscht Ihre und eure Sabine Ruthenfranz

Erschienen in Vet-Concret Ausgabe 4, Herbst 2019