Das der Geruchssinn der Katzen besser ist, als der von uns Menschen, steht außer Frage. Sie haben im Vergleich zu uns, mit etwa 60 Millionen Riechzellen, die Nase vorn. Und das hat auch Auswirkungen auf unser Zusammenleben. Denn zahlreiche geruchliche Reize, die wir Menschen überhaupt nicht wahrnehmen, werden von Katzen als äußerst unangenehm empfunden. Und es kommt noch schlimmer: Was von uns Menschen als wunderbarer Duft empfunden wird, kann die Katze in Angst und Schrecken versetzen und sogar zu Harnmarkieren führen.

Katzen orientieren sich vor allem optisch, dennoch spielt ihr Geruchssinn eine zentrale Rolle. Neugeborene Kitten, deren Augen und Ohren noch verschlossen sind, finden über den Geruch zur Zitze. Und auch später ist der Geruchssinn ein wichtiger Wegweiser für Futterakzeptanz, Sexualverhalten und Kommunikation. Die Drüsen an Kinn, Wange und zwischen den Zehen, hinterlassen für Artgenossen duftende Pheromon-Botschaften. Es wird vermutet, dass diese „chemische Kommunikation“ über Gerüche und Pheromone eine der wichtigsten Möglichkeiten von Katzen ist, um Nachrichten zu übermitteln.
Dies macht deutlich, dass Gerüche im Alltag eines jeden Katzenhaushalts eine bedeutend größere Rolle spielen, als man vielleicht vermuten würde.

„Igitt, du hast mich angefasst!“

Wenn wir mit unseren Katzen schmusen oder sie nur streicheln, hat das meist zur Folge, dass sie sich unmittelbar danach ausgiebig putzen, um den Gemeinschaftsgeruch aufzunehmen. Denn dieser Geruch ist ein Zeichen von Vertrautheit und sichert das Zuhause wie mit einem unsichtbaren Vorhängeschloss. Die für uns Menschen geruchlosen Pheromone der Katze tragen maßgeblich zu ihrem Sicherheitsgefühl bei. Umgekehrt kann jedoch auch ein für uns angenehmer oder gar nicht wahrnehmbarer Geruch für starke Verunsicherung sorgen. Je nachdem wieviel Erfahrung die Katze bereits mit fremden Gerüchen gesammelt hat, kann sich diese Verunsicherung mit Harnmarkieren oder anderen Verhaltensauffälligkeiten zeigen. An dieser Stelle ist ein großes Einfühlungsvermögen und detektivischer Spürsinn auf Halterseitegefragt. Denn oft ist das veränderte Katzenverhalten aus Menschensicht zuerst einmal vollkommen unerklärlich.

Duftender Katzenkindergarten

Es hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass man Katzen nicht nur erziehen, sondern vor allem auch durch vielfältigste Erfahrungen auf das Katzenleben vorbereiten kann. Junge Katzen, die viele Gerüche kennenlernen konnten und die Erfahrung gemacht haben, dass von diesen Gerüchen keine Bedrohung ausgeht, haben es gut. Denn sie werden nicht gleich von jedem Düftchen, was wir Menschen mit nach Hause bringen aus der Fassung gebracht. Es lohnt sich also vor allem bei neugierigen Katzenkindern Einkäufe und Mitbringsel mal zum Schnuppern hinzuhalten. Aber auch erwachsene Katzen können noch dazu lernen und ihr Geruchsrepertoire erweitern.

Nicht nur sauber, sondern rein!

Katzen sind extrem reinliche Tiere. Doch auch wir Menschen haben es gerne sauber und setzen deshalb gerne stark duftende Reinigungsmittel ein. Allerdings kann dass, was für uns frisch und sauber duftet, für unsere Katzen unangenehm und bedrohlich riechen. Aus diesem Grund sind stark duftende Reiniger, insbesondere auch Essig- und Zitrusreiniger,  im Katzenhaushalt mit Vorsicht zu genießen. Ein klassischer Ort für Harnmarkieren ist zum Beispiel ein Korb mit frisch gewaschener Wäsche. Hier ist es meist der starke Geruch des Weichspülers, welcher bei vielen Katzen für Verunsicherung sorgt. Reagiert die eigene Katze auf Weichspüler, sollte auf diesen entweder ganz verzichtet werden oder aber die frische Wäsche direkt im Kleiderschrank verstaut werden. Apropos Sauberkeit: Die für uns geruchlosen aber sichtbaren „Schmutzränder“ an Möbeln und Türrahmen,  welche zum Beispiel durch Kopfreiben der Katze entstehen, sollten bei tendenziell unsicheren Katzen nicht allzu gründlich weggeputzt werden. Denn diese markanten Stellen erhöhen ebenfalls das Sicherheitsgefühl der Katze und beugen damit ungewünschten Reaktionen wie Harnmarkieren vor.

Advents- und Weihnachtsdüfte – weniger ist mehr!

Die festliche Jahreszeit bietet eine Vielzahl aromatischer Erlebnisse. Dazu gehören auch diverse Raumdüfte. Ganz gleich ob Duftkerzen, Duftsäckchen, Potpourris, Raumsprays oder Duftöllampen – im Katzenumfeld sollten diese nur mit Bedacht, am besten gar nicht, eingesetzt werden.

Auch Duft-Produkte, die speziell für Katzen angeboten werden, können zu Irritationen und Verhaltensauffälligkeiten der Katze führen. Beduftete Katzenstreu, Katzentoiletten-Duftanhänger, Katzenparfums, Katzenstreu-Deos… all das wird von Katzen im besten Fall toleriert. Da wir unsere Katzen nicht fragen können welcher und wie viel Duft wirklich okay ist, sollten wir uns bei Düften unbedingt an die Regel „Weniger ist mehr!“ halten.

Kleine und große „Unfälle“

Ist bei der Katzentoilette einmal etwas daneben gegangen, sei es durch Krankheit oder andereUrsachen, so sollte diese Stelle unbedingt mit einem speziellen Urinreiniger behandelt werden. Denn nur so kann sichergestellt werden, dass der Geruch auch für die Katzennase vollständig entfernt wird. Der „Duft“ üblicher Haushaltsreiniger vermischt sich mit denHinterlassenschaften meist zu einem undefinierbaren Gestank, der die Katze zusätzlich verunsichern und das Problem verschlimmern kann. Es ist also wichtig die Katzennase nicht noch mehr zu reizen und dafür zu sorgen, dass verunreinigte Stellen wieder „neutralisiert“ und nicht noch zusätzlich mit Parfums überdeckt werden.

Tipps zum Umgang mit Gerüchen im Katzenhaushalt:

  • Vor der Zubereitung von Futter oder der Gabe von Medikamenten, die Hände nicht mit stark riechender Seife waschen oder eincremen.
  • Die Katzentoilette ist ein besonders sensibler Ort. Das Zusetzen von Düften kann zur Nichtbenutzung der Katzentoilette führen. Auch Reinigungsmittel beim Auswaschen der Katzentoilette können problematisch sein.
  • Beim Auftreten von Harnmarkieren, bei der Ursachensuche auch an die für uns Menschen nicht wahrnehmbaren Gerüche denken.
  • Im Fall von Unsauberkeit und Harnmarkieren, unbedingt einen speziellen enzymatischen Geruchsneutralisierer verwenden.
  • Katzen am besten schon in jungen Jahren ein umfangreiches Geruchsrepertoire „antrainieren“. Je mehr Gerüche die Katze in angstfreien Situationen spielerisch kennenlernen kann, desto besser.
  • Fernhaltespray für Katzen sollte nur in Ausnahmefällen (!) und nur in Absprache mit einem Profi (!) eingesetzt werden.
  • Weniger ist mehr: Was für die Menschennase noch angenehm ist, kann für die Katze schon zu viel sein.

Viel Spaß beim Aussuchen wünscht Ihre und eure Sabine, mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret Ausgabe 5, Weihnachten 2019