Eigenschaften & Bedürfnisse kleiner und großer Katzen-Persönlichkeiten

Jede Katze ist ein Individuum und absolut einzigartig in ihrem Wesen. Diese Tatsache hat natürlich auch Auswirkungen auf das Zusammenleben mit unseren schnurrenden Vierbeinern. Denn es gibt keine vollständige „Schablone“ als Anleitung, die man zuverlässig auf die Bedürfnisse der Katze im Allgemeinen anlegen könnte. Vielmehr muss man die Persönlichkeit der Einzelkatze näher betrachten, um ihr ein passendes Lebensumfeld zu schaffen und mit ihr harmonisch zusammenleben zu können.

Die zum Teil sehr großen Unterschiede zwischen den einzelnen Katzen hat sicher jeder schon einmal bemerkt, der bereits mehrere Samtpfoten näher kennenlernen durfte. Denn ihre Individualität ist im Vergleich zu anderen Heimtieren ganz besonders stark ausgeprägt.

Nahezu jeder Halter kennt die individuellen Eigenarten seiner Katze genau und schreibt ihr nicht ohne Grund einen ganz eigenen Charakter zu. Mit diesem Phänomen hat sich auch längst die Wissenschaft beschäftigt. Erste Beobachtungen wurden bereits 1947 veröffentlicht. Die neuesten Erkenntnisse stammen von australischen Wissenschaftlern, welche 2017 bei Katzen fünf grundlegende Persönlichkeitstypen nachgewiesen haben.

Die fünf Grundpersönlichkeiten der Katze

Grundlage dieser Persönlichkeitsbeschreibungen ist ein auch für Menschen genutztes Modell. Wenn man sich nun diese nachgewiesenen Persönlichkeitstypen ansieht, kommt man schnell zu dem Schluss, dass man seine Katze (oder auch sich selbst) nie zu 100% nur einer Typbeschreibung zuordnen kann. Das wäre auch zu viel verlangt. Vielmehr lassen sich daraus Tendenzen und Mischtypen erkennen, von denen sich unterschiedliche Bedürfnisse ableiten lassen. Und diese individuellen Bedürfnisse können wiederum Aufschluss darüber geben, welche Lebensumstände für eine Katze geeignet sind oder nicht.

Die neurotische Katze

Eher unsicher und misstrauisch veranlagt, gilt diese auch im Umgang mit Menschen als ängstlich. Als besonders schüchterne Vertreterin ihrer Art braucht sie mehr Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Auch mit Veränderungen in ihrem Lebensumfeld kann sie nicht so leicht umgehen wie andere und reagiert eher mit Verunsicherung. Ein fester Tagesrhythmus, wie etwa regelmäßige Spieleinheiten, sowie liebgewonnene Rituale können sie dabei unterstützen sich wohler in ihrer Haut zu fühlen.

Die extrovertierte „Showmieze“

Dieser fröhlich-aktive Typ ist wie die Hauptdarsteller in der Fernsehwerbung für Katzenfutter. Neugierig, durchsetzungsstark und immer für eine Überraschung gut, lassen sich diese Katzen nicht so schnell aus der Ruhe bringen und sind besonders im Vergleich zu den neurotischen eher anpassungsfähig. Ihre Neugier und ihr Lernvermögen lassen schnell Langeweile aufkommen, deshalb kommt es ihnen entgegen, wenn es immer etwas Neues zu entdecken gibt. Aber mit der Neugier steigt auch das Risiko für Gefahren im Haushalt. Gefährliche Gegenstände sollten besonders gut weggepackt werden, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Haushalte mit Kindern, in denen es lebendig zugeht, können ihnen unter Umständen die notwendige Anregung geben und ihren Entdeckerdrang befriedigen.

Die dominante „Herrscherin“

Als Katzenliebhaber mag man es kaum zugeben wollen. Aber es gibt auch tyrannische Katzen, die tendenziell als Einzelgänger bezeichnet werden können und sogar aggressiv gegen andere Katzen sind. Das muss jedoch nicht heißen, dass sie nicht auch ihre Schokoladenseiten haben. Denn wenn das Umfeld passt und sich Topf und Deckel gefunden haben, sind auch dominante Katzen wunderbare Weggefährten. Allerdings sollten hier wirklich die Lebensumstände passen und sorgsam ausgewählt werden. Kleine Kinder und andere Tiere müssen kein No-go sein – sollten aber mit entsprechender Behutsamkeit und Empathie aneinander vorgestellt werden. Ein Plan B ist ratsam, wenn das Zusammenraufen nicht klappen will. Auch eine hohe Katzendichte in der Nachbarschaft kann, zumindest bei Freigängern, problematisch sein.

Der impulsive „Katzenkomiker“

Der Clown unter den Samtpfoten trägt die Eigenschaften leichtsinnig, unberechenbar und albern. Wer in einem Heim mit kostbaren Raritäten wohnt, kann sich darauf gefasst machen, dass hier und da einmal eine Vase herunterfällt. Eines ist sicher: Mit so einer Katze wird es nie langweilig, aber man muss sich schon auf ihre ungestüme Art einstellen und darf nicht zimperlich sein. Um Unfälle zu vermeiden, gilt es bei diesem Persönlichkeitstyp ganz besonders auf Sicherheit im Katzenhaushalt zu achten.

Die verträgliche „Schmusekatze“

Der Traum aller Katzenhalter geht in Erfüllung, wenn die Katze mit (einem Teil) dieser Persönlichkeit ausgestattet ist. Stets freundlich gegenüber Menschen und anderen Katzen, verschmust und sanft erobert sie die Herzen aller im Sturm. Diese Katze ist der Grund dafür, dass die anderen Persönlichkeitstypen oft schlecht dastehen. Denn alle wollen genau so eine Katze. Das Gute daran: In den meisten Katzen steckt ein Teil der Schmusekatze und stimmt so auch mit den eher dominanten und impulsiven Katzen versöhnlich.

Auswirkungen auf das Zusammenleben mit einer Katze

Wie man sieht, sind unter Katzen viele Eigenschaften zu finden. Bei der wissenschaftlichen Betrachtung der Australier wurden Katzen allerdings erst ab dem Alter von einem Jahr berücksichtigt, da nur ausgeprägte Persönlichkeiten untersucht werden sollten. Wenn man der Auffassung ist, dass man zum Beispiel auf gar keinen Fall mit einer dominanten Katze zusammenleben kann oder möchte, so ist man am besten mit der Aufnahme einer erwachsenen Katze beraten. Denn hier kann man sozusagen schon die fertige Persönlichkeit erkennen. Bei Katzenkindern ist die Grundpersönlichkeit noch nicht sicher erkennbar. Dafür hat man (Geduld, Einfühlungsvermögen und Katzenwissen vorausgesetzt) noch die Möglichkeit einige Weichen zu stellen. Wer nach jahrelangem Zusammenleben mit einer Katze einen Nachfolger sucht, ist im Vorfeld dazu aufgerufen sich der Individualität jeder einzelnen Katze bewusst zu werden. Ansonsten kann diese Erkenntnis im Nachhinein recht schmerzhaft sein und führt nicht selten zur Abgabe.

Ganz gleich welche Persönlichkeit im Vordergrund steht – ich finde: Jede Katze ist aufgrund ihrer individuellen Eigenschaften einfach umwerfend. Und: Auf jeden Topf passt ein Deckel 😉

Eine schnurrige Zeit wünscht Ihre und Eure Sabine Ruthenfranz mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret, Ausgabe 2, Frühling 2018