Wohl ein jeder Katzenhalter wünscht sich die „Sprache“ seiner Katzen verstehen zu können. Was sie meinen, wenn sie laut maunzend vor uns stehen. Oder wenn sie aufgeregt schnatternd aus dem Fenster schauen. Mit ein wenig Übung kann man die individuellen Lautäußerungen der Katzen im Laufe des Zusammenlebens schon recht gut interpretieren. Doch wer seine Beobachtungsgabe fortlaufend trainiert, wird immer feinere Facetten der Katzenkommunikation wahrnehmen können und damit ein genaueres Verständnis für die Sprache seiner Katzen bekommen.

Kommunikation ist nicht nur bei uns Menschen vielschichtig und komplex. Denn nicht immer reicht es die Vokabeln einer Sprache zu kennen. Auch die Körpersprache des Senders, sowie der Kontext tragen zu einer korrekten Entschlüsselung der Nachricht bei. Wenn wir die Sprache unserer Katzen verstehen wollen, kommt es ebenfalls auf sehr viel mehr als die einzelnen Laute an, die wir von ihnen hören. Da wie Menschen vor allem über unsere Sprache kommunizieren, liegt es nahe, dass wohl jeder Katzenhalter zuerst einmal versucht das Maunzen, Schnurren und Schnattern seiner Katze zu verstehen. Erst bei näherer Beobachtung wird offensichtlich, dass das Kommunikationsrepertoire unserer Katzen aus viel mehr besteht, als aus dem was wir von ihnen zu hören bekommen.

Entschlüsselung der Lautäußerungen der Katzen

Die Phonetik-Wissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Schötz aus Schweden, ist nicht nur eine große Katzenfreundin. Sie hat ihre aktuelle Arbeit tatsächlich der Analyse und Entschlüsselung  der akustischen Signale unserer Samtpfoten gewidmet. Also dem Miauen, Schnattern, Keckern und Schnurren. All das ordnet sie im Rahmen ihrer sprachwissenschaftlichen Untersuchungen unterschiedlichen Lautkategorien zu, um Gemeinsamkeiten und eine Art Code zu finden. Und das ist gar nicht so einfach. Denn jede Katze entwickelt mit ihrem Menschen ein individuelles Vokabular.  Jede einzelne Katze klingt aufgrund ihrer körperlichen Unterschiede anders. Darüber hinaus gibt es noch rassetypische Lautmerkmale und scheinbar sogar regionale Variationen der Lautgebung. Zu guter Letzt spielt auch der Kontext einer Lautäußerung eine entscheidende Rolle bei der Entschlüsselung. So kann das Katzenschnurren nicht nur Wohlbefinden bedeuten, sondern unter anderem auch Hunger, Stress und Schmerzen signalisieren. Doch die Laute an sich sind nur ein kleiner Teil von dem was es zu entschlüsseln gilt, wenn wir unsere Katzen verstehen wollen.

Das Ausdrucksverhalten der Katzen

Die Wissenschaft beschäftigt sich längst nicht nur mit der hörbaren Kommunikation der Katzen. Auch das Ausdrucksverhalten wird immer mehr erforscht. Schließlich sind Katzen und somit auch ihre Kommunikation sehr komplex. Damit wir also die Bedeutung eines ganz konkreten Miaus verstehen können, ist es notwendig noch viele weitere Merkmale zu begutachten. Nur durch das Gesamtpaket an Informationen ist es möglich eine passende Übersetzung zu finden. Die österreichische Tierärztin und Katzenexpertin Sabine Schroll, beschreibt diese Entschlüsselung mit dem Lernen einer Fremdsprache. Allerdings unter Berücksichtigung des Ausdrucksverhaltens, denn ein einzelnes „Wort“ reicht nicht aus, um eine Katzennachricht zu verstehen.

Zum Ausdrucksverhalten zählen das Gesicht (die Mimik), sowie die Körperhaltung. Dies scheint auf den ersten Blick nicht sehr viel zu sein. Doch wenn wir damit beginnen den gesamten Katzenkörper in seinen winzigen Informationseinheiten zu begutachten, wird klar wie viele Informationen darin versteckt sind. Angefangen bei der Kopfhaltung in Bezug zur Rückenlinie (eingezogen, vorgestreckt tief, vorgestreckt hoch). Über den Hals (gestreckt zur Untersuchung der Umgebung oder eingezogen um den Abstand zu kontrollieren), bis zu den Schwanzbewegungen (nur Spitze oder gesamter Schwanz, Geschwindigkeit. Und das ist nur die Spitze des Eisbergs an Informationen, die wir mit bloßem Auge erkennen können, wenn wir genau hinsehen.

Damit wir eine Chance haben die richtigen Schlüsse aus unseren Beobachtungen ziehen zu können, müssen wir jedoch vorher auch noch wissen wie und was Katzen wahrnehmen. Und welche Ausdrucksmöglichkeiten ihnen überhaupt zur Verfügung stehen. Wer also die Katzensprache entschlüsseln möchte, muss sich zuerst einmal damit beschäftigen wie und was Katzen sehen, hören, riechen und tasten können. Katzen sind zum Beispiel extrem kurzsichtig und können nur bis etwa 75cm scharf sehen. Sie können kein Rot wahrnehmen, denn Farben sind für sie unwichtig. Dafür verfügen sie über eine Art „Restlichtverstärker“, der es ihnen erlaubt auch bei Nacht noch sehr gut sehen zu können.

Spickzettel Katzensprache

Um die Sprache der Katze zu erlernen, oder sie zumindest besser verstehen zu können, ist intensives Training notwendig. Denn für die Entschlüsselung des Ausdrucksverhaltens muss man in der Lage sein die winzigen Nuancen zu erkennen und zu unterscheiden. Ein paar Signale sind jedoch mit Blick auf den Kontext auch für Laien verständlich.

Schnurren

  • tief und gleichmäßig: Wohlfühlen
  • zusätzlich mit hohem „Zwitschern“: Forderung (zum Beispiel nach Futter oder Streicheln)
  • mit Unterbrechungen: Unentschlossenheit, Stress, Unbehagen

Gurren

  • Rolligkeit oder Werbeverhalten
  • Begrüßung
  • Erziehung
  • Beschwichtigung
  • Freude
  • Forderung

Schnattern

  • beim Anblick unerreichbarer Beutetiere
  • Aufregung
  • eventuell auch Frustration

Miauen

  • selten zwischen Katzen
  • häufig zwischen Katze und Mensch, meist Forderung von Aufmerksamkeit oder Futter

Fauchen

  • zur Vergrößerung der Distanz
  • defensives Verhalten
  • in allen Situationen tatsächlicher oder nur gefühlter Bedrohung (zum Beispiel bei subtiler Bedrohung durch Anstarren einer anderen Katze)

Vom normalen Katzenhalter zum Katzenversteher

Es ist faszinierend, wie viel wir durch unsere Katzen lernen können, aber auch sollten. Denn das Ausdrucksverhalten unserer eigenen Katzen (besser) zu verstehen, hilft nicht nur bei der Verständigung mit unseren geliebten Schnurrern. Wir können dadurch auch eher Bedürfnisse und Probleme erkennen und haben damit auch im Rahmen der Gesundheitsvorsorge die Nase vorn. Die zahlreichen Fotos und Videos, die wir fast alle von unseren Katzen tagtäglich machen, können wunderbar dazu genutzt werden ihr Ausdrucksverhalten zu studieren. Und mit etwas Training eröffnen sich damit ganz neue Blickweisen, die wir zum Wohle unserer Katzen nutzen können.

Viel Spaß beim Erlernen der Katzensprache wünscht Ihre und Eure Sabine Ruthenfranz mit Dolly & Pauli =^.^=

Erschienen in Vet-Concret, Ausgabe 1, Winter 2020