Beim Zusammenleben mit Katzen gibt es Momente, in denen wir uns berechtigt oder unberechtigt fragen, ob es der Samtpfote wirklich gut geht. Je nachdem wie eng das Zusammenleben stattfindet, ist es jedoch manchmal gar nicht so einfach herauszufinden, wie es um das Wohlbefinden der Katze bestellt ist. Denn die schnurrenden Vierbeiner sind äußerst schwierige Patienten. 

Es liegt in ihrer Natur Schmerzen und anderes Unwohlsein extrem lange vor uns zu verbergen. Wenn wir also wissen möchten, ob es unserer Katze tatsächlich gut geht, sind wir als Katzenhalter gefragt genau hinzusehen und „zwischen den Zeilen“ zu lesen. Und auch beim frühzeitigen Erkennen von Krankheiten kommt es auf unsere genaue Beobachtungsgabe an.

So lange die Katze frisst, ihre Katzentoilette benutzt und wie gewohnt schmust, machen sich die meisten Halter erst einmal keine Gedanken. Alles scheint normal und unauffällig. Bei der Frage wieviel die Katze denn genau frisst und wie ihre Hinterlassenschaften auf der Katzentoilette aussehen, kommt man meist jedoch nicht weiter. Soooo genau schaut man im Alltag dann nämlich doch nicht hin. Und das ist wirklich schade. Denn Katzen sind ausgesprochen individuelle Tiere. Was für die eine Katze normal ist, kann für die andere schon ungewöhnlich sein. Deshalb liegt es an uns das Wohlbefinden unserer Schützlinge gründlich im Auge zu behalten.

Wie ist der „Normalzustand“ bei meiner Katze?

Um Veränderungen an unserer eigenen Katze zu bemerken, müssen wir erst einmal ein möglichst genaues Bild vom Normalzustand dieser einzelnen Katze haben. Das gelingt, indem wir besonders genau beobachten. Aber wir dürfen uns dabei nicht vom Bauchgefühl zu voreiligen Schlüssen verleiten lassen. Denn oft spielt uns der eigene Verstand einen Streich. Wir haben die Katze zum Beispiel drei Mal dabei beobachtet, wie sie gespielt hat. In unserem Kopf speichern wir das jedoch als „sie spielt immer“ ab. Ob „drei Mal“ oder „immer“ ist jedoch ein großer Unterschied. Oder die Katze hat im Wohnzimmer und in der Küche gekratzt und wir machen daraus ein „überall“. Auch hier wieder der feine Unterschied: Im „Wohnzimmer und in der Küche“ ist nicht „überall“.

Dokumentation von Beobachtungen

Um den Normalzustand unserer Katze wirklich kennenzulernen, kommt es auf die genauen Details an. Denn nur so kann es uns gelingen Veränderungen zu bemerken. An dieser Stelle ist es ratsam den Normalzustand schriftlich festzuhalten und für eine gewisse Zeit täglich zu dokumentieren. Kommt es dann im weiteren Verlauf zu Unsicherheit in Bezug auf das Wohlergehen der Katze, können neue Aufzeichnungen mit diesem Normalzustand verglichen und näher untersucht werden. Dazu eignet sich zum Beispiel ein ganz normales Notizbuch oder ein Kalender. Das klingt nun vielleicht erst einmal etwas übertrieben oder gar wissenschaftlich. Die Beobachtungen sind jedoch leicht in den Alltag einzubauen. Lediglich das kurze notieren stellt einen minimalen Zusatzaufwand dar. Und genau um den geht es, wenn wir uns ein objektives Bild vom Wohlergehen unserer Katze machen wollen.

Was kann und sollte man im Alltag beobachten?

Neben dem allgemeinen Befinden der Katze, kann man ganz nebenbei verschiedene Bereiche genauer ins Visier nehmen. Und dazu muss man noch nicht einmal zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen. Viel mehr kommt es darauf an sich den bestimmten Gegebenheiten bewusst zu werden und sie sich aktiv anzusehen.
Zu diesen Gegebenheiten gehören:

  • das Fress- und Trinkverhalten (Häufigkeit, Menge)
  • die Nutzung der Katzentoilette
  • das Aussehen der Katze (Blick, Mimik, Ohrhaltung, Körperhaltung)
  • ihr körperlicher Zustand/Fell
  • der Geruch der Katze (Atem, Ohren, Po)
  • ihre Bewegung (Gang, Haltung, Sprung- und Kletterverhalten)
  • ihr Verhalten hinsichtlich putzen, kratzen, spielen, schlafen
  • ihre Teilnahme am Tagesgeschehen/Sozialverhalten
  • Kommunikation (fauchen, gurren maunzen, schnurren)

Hat man sich diese Bereiche über einen längeren Zeitraum genau angesehen, bekommt man schon ein sehr genaues Bild vom Wohlbefinden der Katze. Apropos Bild: Nahezu jeder hat heutzutage ein Smartphone und kann die täglichen Schnappschüsse der Samtpfote zur Dokumentation ihres Aussehens nutzen.

Wobei können die Beobachtungen helfen?

Vorausgesetzt, wir haben ein Bild des Normalzustands kennenlernen können, dann ist uns dieses Wissen in verschiedenen Situationen hilfreich. Veränderungen können Hinweise auf Schmerzen und Krankheiten geben und ermöglichen es somit frühzeitig den Tierarzt aufzusuchen. Aber auch bei Futterumstellungen, Vergesellschaftungen mit anderen Katzen, Verhaltensauffälligkeiten im Rahmen eines Umzugs, bei chronischen Erkrankungen oder einfach im Laufe des Älterwerdens der Katze, sind die Informationen von Nutzen.

Kleine Checkliste für das Wohlbefinden der Katze

Wir alle machen uns Gedanken, ob und wie gut es unserer Katze geht. Die folgende Checkliste kann dabei helfen es herauszufinden. Am Anfang der Liste stehen die wichtigsten Merkmale für das Wohlbefinden der Katze. Zum Ende hin nimmt die Wichtigkeit ab.

  1. Zeigt deine Katze periodisch auftretende Spielaktivität – die wilden 5 Min.?
  2. Streckt sie sich regelmäßig?
  3. Betreibt sie ausgiebige und regelmäßige Körperpflege?
  4. Gähnt deine Katze öfter?
  5. Streckt sie beim Streicheln der Schwanz- wurzel reflexartig die Beine durch?
  6. Putzt sich die Katze ihr Gesicht?
  7. Sucht die Katze deine Aufmerksamkeit?
  8. Reibt sie Gesicht und Flanken an dir?
  9. Schnurrt sie? (Achtung, das kann auch ein Zeichen für Schmerzen sein).
  10. Ruht die Katze auf erhöhten Plätzen?

Faustregel: Je mehr Fragen mit Ja beantwortet werden, desto wohler fühlt sich die Katze! Der erste Teil der Fragen hat dabei eine höhere Gewichtung.

Erschienen in „Vet-Concret“, Ausgabe 3/2018