Foto: Poldi - Bildquelle: Andrea Schäfer

Andrea Schäfer ist ausgebildete Tierpsychologin und Tierheilpraktikern. Gelegentlich geht auch sie mit ihren Katzen auf Reisen. www.thp-schaefer.de

Name der Katzen: Gála (isländisch für „die Wilde“) und Poldi
Geburtsjahr: beide 2005
Rasse: beide EK
Namen der Katzen: Gála (isländisch für „die Wilde“) und Poldi
Geburtsjahr: beide 2005
Rasse: beide EKH

Wie kam es dazu, dass Du mit Deinen Katzen auf Reisen gegangenbist? Hast Du die Entscheidung gemeinsam mit Katze auf Reisen zu gehen im Vorfeld bewusst getroffen oder hat es sich einfach so ergeben? Hast Du Deine Katzen bereits als “Reisekatzen” ausgesucht, als sie bei Dir eingezogen ist?

Poldi kam im Alter von 7 Wochen mit seiner Mutter und seinen Geschwistern als Tierschutzfall zu mir. Poldis Geschwister und seine Mutter habe ich später weitervermittelt, dafür zog 2006 Gála aus dem Tierheim Krefeld ein, im Alter von ca. 3-4 Monaten. Meine Katzen waren von klein auf gewöhnt zu “reisen”. Ich habe sie im Rahmen meiner Tierheilpraktiker- und -psychologenausbildung zu den Praktikumstagen mitgenommen. Hunde zum Üben gab es immer “genügend” im Studentenkreis, aber meine Stubentiger waren die einzigen “Praktikumskatzen”. Da ich von klein auf mit ihnen “medical training” gemacht habe, waren sie es gewohnt, untersucht zu werden, ein Geschirr zu tragen und vieles mehr. Bei einer Abwesenheit von bis zu ein- bis zwei Wochen lasse ich meine Miezen meist zuhause, sie werden dann von einer Kollegin (Katzensitterin) und/oder meiner Hausmeisterin betreut. Beispielsweise kann ich sie zu einer Fortbildung oder Vereinsveranstaltung über ein Wochenende in einer Jugendherberge nicht mitnehmen, zum Einen aufgrund der Vorgaben einer Jugendherberge, zum Anderen aufgrund des Trubels in einem Mehrbettzimmer. Auch eine Flugreise mute ich beiden nicht zu, erst recht nicht ins Ausland – vor allem aufgrund der Reisebestimmungen. Habe ich aber die Möglichkeit, für (mindestens) zwei Wochen ein Haus oder eine Wohnung mit katzenfreundlichen Vermietern zu buchen, dürfen die beiden mit! Diesen Zeitraum habe ich bewusst gewählt, damit die Katzen die Möglichkeit haben, sich einzugewöhnen und sich zuhause zu fühlen. Neben meinen “Reisen mit Katze” haben meine Tigerchen auch schon dreimal jeweils drei bis sechs Wochen “auswärts” gewohnt, als ich in Reha oder in Südafrika war. Sie lebten dann bei Freunden, wohin sie mit “Sack und Pack” gezogen sind.

Wie hast Du Dich selbst auf die erste Reise vorbereitet?

Damals habe ich mir im Vorfeld sehr viele Gedanken gemacht. Vor allem darüber, was alles mit muss. Denn mir war wichtig, dass die Katzen ein Stück Heimat vorfinden! Sie sind zwar sehr auf mich bezogen, aber Katzen lieben allgemein ein geregeltes Umfeld. Dies kann durchaus klein sein, die Ferienwohnung auf Borkum hatte gerade einmal 35 qm. Ich habe von einer Familie gelesen, die mit ihren Norwegern regelmäßig im Wohnmobil verreist (sogar nach Norwegen!). Die Katzen sehen das Fahrzeug eindeutig als ihr Heim an!

Wie hast Du Deine Katzen auf die erste Reise vorbereitet? Hast Du irgendetwas mit ihm trainiert oder geübt? Du bist ja als Katzentherapeutin vom Fach…

Wie bereits erwähnt, kennen meine Katzen von Klein auf Transportkorb, Geschirr und Autofahrten. Poldi muss ich zwar in den Korb “stopfen”, aber mit ein paar Leckerchen entspannt er sich sofort – dies ist also eher ein Ritual als eine Belastung. Wir gehen auch einmal jährlich zur “Vorsorgeuntersuchung” bei der Tierärztin gegenüber. Meine Tigerchen sind gesund, wir kommen also nur “zu Besuch”. Natürlich sind diese Besuche mit einer gewissen Anspannung verbunden, aber die beiden dürfen im Sprechzimmer herumlaufen und bekommen Malzpaste. Da diese Besuche positiv verlaufen, ist es zwar ein gewisser Stress, der aber gut auszuhalten ist.

Wie alt waren Deine Katzen, als sie zum ersten Mal mit Dir unterwegs waren und wie war ihre Reaktion?

Verreist sind wir erstmals 2008. Poldi war damals drei Jahre alt, Gála ein paar Monate jünger (das Geburtsdatum ist unbekannt). “Wir drei” hatten damals ein Haus in Norddeich gemietet und uns dies mit dem “Katzenpapa” von Poldis Geschwistern geteilt. Zwei Menschen und vier Katzen machten sich also auf in den Norden, in einem Van voller Katzenzubehör, Futter, vier Transportkörben und lediglich zwei kleinen Reisetaschen für die Menschen… Es sah aus wie bei einem Umzug! ? Das Autofahren als solches war gar kein Problem! Spätestens auf dem “Ostfriesenspieß” A31 sanken die Köpfe auf die Polster und es wurde geschlummert, bis wir am Ziel waren. Das Ferienhaus wurde am ersten Tag vorsichtig untersucht, danach waren die Katzen “zuhause”.

Welche Sicherheitsvorkehrungen triffst Du während der Reise?

Die stabilen Transportboxen aus Kunststoff mit Metallgittern bleiben während der Reise geschlossen! Eine Ladungssicherung ist nicht nur für die Katzen, sondern auch für die Menschen wichtig. Bei der allerersten Autofahrt trugen die Katzen auch Geschirre. diese lege ich inzwischen nicht mehr an, weil sich die beiden damit unwohl fühlen.

Welche Sicherheitsvorkehrungen triffst Du vor Ort?

Die Boxen werden erst geöffnet, wenn die Wohnung/das Haus eingerichtet und gesichert ist. Dies bedeutet: zuerst wird das gesamte Reisegepäck und die Katzen in das Domizil gebracht. So wird verhindert, dass irgendwelche Türen geöffnet werden, während man die Umgebung nicht im Blick hat. Außerdem kehrt erst dann ein wenig Ruhe ein, wenn man nicht mehr dauernd hin- und herläuft. Die Bleibe wird auf “Schwachstellen” untersucht. So hänge ich Vorhänge immer hoch oder nehme sie ab. Wacklige Wanddekoration wird abgenommen und zur Seite gelegt. Fenster werden geschlossen. Nicht benötigte Betten decke ich zum Schutz vor Katzenhaaren mit einem Laken ab. Auch empfindliche Möbel bekommen eine “Husse”, dafür nehme ich Fleecedecken oder Laken mit. Ist dies erledigt, stelle ich die Katzentoiletten auf. Danach werden die Boxen endlich geöffnet. Während ich die Kratzbäume zusammenbaue und platziere, dürfen sich die Tigerchen schon mal umschauen, was besonders Gála aufgeregt schnurrend mit hochgerecktem Schwanz wahrnimmt.

Sind Deine Katzen den ganzen Urlaub bei Dir dabei oder lässt Du sie am Unterkunftsort, zum Beispiel bei Ausflügen und Erledigungen, allein zurück?

Die Katzen bleiben “natürlich” in der Wohnung bzw. im Ferienhaus. Dies ist ihr Zuhause. Insofern ist die alltägliche Routine auch im Urlaub gewahrt, denn solange ich Ausflüge oder Besorgungen mache, bin ich eben außer Haus. Diese Zeit wird dann meist schlummernd verbracht. Meine Stubentiger sind Wohnungskatzen “mit Balkon”. Wenn es keine Möglichkeit gibt, bestehen sie aber nicht auf den Balkongängen.

In wie fern unterschiedet sich ihr Verhalten Zuhause und im Urlaub? Sind sie im Urlaub zum Beispiel aktiver oder eher zurückhaltender als Zuhause?

Hier habe ich noch keine Unterschiede festgestellt. Der erste Tag ist natürlich immer aufregend! Gerade Poldi benötigt immer etwas Zeit um “anzukommen”, aber da eigentlich dieselbe Routine wie Zuhause besteht, fällt das Eingewöhnen nicht schwer. Spätestens am zweiten Tag nehmen die Katzen ihre Tätigkeiten auf “wie immer”.

Welche Katzenutensilien hast Du immer im Urlaub dabei?

Katzentoiletten, Streu, Futter, Näpfe, mehrere zerlegbare Kratzbäume (die ansonsten gut gelagert den Keller verstopfen), Decken, Bettchen, Spielzeug… eigentlich den kompletten Katzenhaushalt! ? Dazu Bachblüten-Notfall-Globuli und einen Pheromonstecker. Die Bachblüten habe ich noch nie benötigt, und den Pheromonstecker hatte ich lediglich im ersten gemeinsamen Urlaub zu meiner eigenen Beruhigung in Betrieb…

Hast Du keine Angst, dass sie Dir unterwegs verloren gehen?

Nein, darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Die Boxen sind stabil, gut gesichert und bleiben während der ganzen Fahrt geschlossen, auch wenn ich eine kurze Rast einlege. Natürlich kann man die Möglichkeit eines schlimmen Autounfalles nicht ausschließen, aber dann dürfte ich auch alleine niemals in ein Auto steigen… Im ICE habe ich einmal eine Studentin mit Katze getroffen. Sie pendelt am Wochenende zwischen Wohn- und Studienort. Ihr Stubentiger ist dies gewohnt und lag auch ganz entspannt in seiner Box. Ist im Abteil nicht viel los, darf die Katze sogar an der Leine kleine Ausflüge machen, meist liegt sie dann aber schnurrend auf dem Schoß ihrer Halterin.

Wie gehst Du mit möglichen Gefahren für Deine Katzen um (Autos, Kletteraktionen auf Bäume, Hunde, andere Tier)?

Da meine Katzen in der Wohnung/im Haus bleiben, habe ich diesbezüglich keine Befürchtungen. Und durch umsichtige Vorarbeit habe ich ja auch Gefahrenstellen in der Wohnung entschärft. Die von mir bereits erwähnten “Wohnmobilkatzen” genießen auf den Campingplätzen regelmäßig Freigang, auch ohne Leine!

Woran machst Du fest, dass sie Spaß bei der Reise haben?

Woran hat eine Katze allgemein “Spaß”? An Spiel, gewohnter Gesellschaft, Zuwendung, gewisser Routine und interessanten Ausblicken. Katzen fühlen sich dann zuhause, wenn es ihr Zuhause ist. Verhalten sie sich also wie gewohnt, fühlen sie sich wohl.

Welche Tipps kannst Du anderen Katzenhaltern geben, die mit ihrer Katze auf Reise gehen wollen?

Zuerst sollte man überlegen, ob Miez’ wirklich mit muss! Für ein Wochenende würde ich sie nicht verpflanzen, da kommt besser ein liebevoller Katzensitter. Oder Städtereisen im Hotel? Eher nicht… zumal die meisten Hotels auch nicht auf Katzen als Gäste eingestellt sind. Katzen sollten auch auf Reisen immer ein “Zuhause” haben. Dazu muss man auch erstmal in katzenfreundliches Domizil finden! Das ist nämlich gar nicht so einfach, im Gegensatz zu Hunden haben Vermieter oft Vorbehalte gegen Katzen. Oft leider nicht zu Unrecht… Bitte seid daher fair: niemand möchte gerne eine Ferienwohnung renovieren müssen, weil ein Kater markiert hat oder die Katze Tapeten oder Möbel zerkratzt! Ob man Freigänger mit auf Reisen nimmt, muss auch wieder individuell entschieden werden. Manche Freigänger fordern diesen in fremder Umgebung nicht ein, dann mag es gehen. Eine Bekannte von mir hat mit Hund und Katz’ viele Jahre Urlaub in kleinen Ferienhäusern in den Alpen gemacht – und der Kater genoss seinen Freigang! Allerdings war Lucky eine Handaufzucht und extrem menschenbezogen, er war immer in Sichtweite und hat auch sein Geschäft lieber im “sicheren” Haus in der Katzentoilette erledigt. Am besten sollte die Katzen schon von klein auf positive Erfahrungen mit dem Reisen machen, was eben schon das Gewöhnen an Box und Fahrzeug bedeutet. Auch das Training mit Geschirr und Leine kann sinnvoll sein, um ggf. den Freigang zu ersetzen. Aber mit einer objektiven Einschätzung des Katzentyps und einer guten Vorbereitung steht einem gemeinsamen Urlaub nichts im Wege!

Würdest Du als Katzentherapeutin sagen, dass jede Katze als Reisekatze geeignet ist und dass es egal ist, in welchem Alter man mit dem Reisen anfängt?

“Jede” Katze sicherlich nicht. Es ist typ-abhängig zu sehen. Rassekatzen kann man diesbezüglich vielleicht besser einschätzen als Hauskatzen. Aber auch sie sind Individuen und nicht jede hat die Veranlagung zur Reisekatze. Und dann sollte man das auch respektieren und eine andere Lösung suchen. Muss man befürchten, dass die Katze Beschädigungen am Feriendomizil vornimmt, bleibt sie bitte daheim! Je jünger die Katze ist, desto einfacher wird sie sich daran gewöhnen. Eine menschenbezogene Katze wird auch lieber verreisen als ein scheuer Typ. Insofern kann man es auch nicht unbedingt am Alter festmachen. Übernimmt man beispielsweise aus dem Tierschutz eine sehr anhängliche Katze, kann man sie auch als erwachsenes Tier noch mit dem Reisen vertraut machen. Ist sie neugierig und grundsätzlich von ihrem Naturell her aufgeschlossen, ist Reisen sicher eine Bereicherung und eine gute Erfahrung.