Katzen sind unumstritten wahre Spielexperten. Gerade im Zusammenleben mit Menschen bewahren sie ihren kindlichen Spieltrieb meist bis ins hohe Alter. Manche Katzenhalter sind hingegen der Meinung, dass die eigene Katze überhaupt nicht zum Spiel animiert werden kann. Tatsache ist, dass insbesondere Wohnungskatzen, denen größtenteils Abwechslung und Unterhaltung fehlen, einen großen Bedarf an einem auf ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Unterhaltungsprogramm haben. Denn all die sinnlichen Eindrücke, die ein Freigang bescheren könnte, wie tolle Gerüche, Geräusche und optische Reize, fehlen in ihrer begrenzten Welt. Manch ein Mensch hat nur noch nicht herausgefunden welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um die Katze für ein ausgiebiges Spiel zu begeistern. Also was ist nun mit jenen Katzen, die sich laut Aussage ihrer Menschen partout nicht zum Spielen bewegen lassen wollen? Haben diese Katzen wirklich keine Lust?

Sicher wird es vereinzelt Katzen geben, die ihre eigene Art des Entertainments entdeckt haben und auf menschliche Spielereien verzichten. Der Großteil jener unauffälligen Katzen, die „am liebsten den ganzen Tag schlafen“, dürften sich jedoch einfach mit ihrem Schicksal, nämlich grenzenloser Langeweile, abgefunden haben. Weil der Mensch ihnen zu wenig Zeit schenkt, oder zur falschen Zeit seine Spielangebote macht. Weil der Mensch nicht weiß was seine eigene, ganz spezielle Katze mag oder eben nicht mag. Und weil der Mensch im Zweifelsfall gar nicht bemerkt, dass Mieze mit erweiterten Pupillen schon längst im Spielbetrieb ist, aber (noch) nicht wild zappelnd dem Spielzeug hinterherjagt und deshalb das aus Menschensicht noch nicht begonnene Spiel vorzeitig abbricht. Dabei ist spielen für Katzen enorm wichtig. Um Stress abzubauen, den Jagdtrieb zu stillen und um geistig und körperlich fit zu bleiben und somit auch um Verhaltensauffälligkeiten vorzubeugen. Also spielen: Ja, unbedingt. Aber: Gewusst wie!

Der richtige Zeitpunkt zum Katzenspiel

Nahezu jede Katze verfolgt ihren eigenen, individuellen Zeitplan. Während Mensch mit einem Arsenal an Spielzeug bewaffnet mit seinem Liebling spielen möchte, macht Mieze sich plötzlich, scheinbar aus heiterem Himmel geschäftig auf den Weg. Irgendwohin. Katzentermine eben. Es ist denkbar ungünstig, wenn man diesen Zeitplan durchkreuzt. Auch dann, wenn es sich um ein durchaus ernst gemeintes Spielangebot handelt. Aus Katzensicht gilt es erst einmal die eigenen Pläne zu verfolgen. Lerne also zuerst einmal den Tagesablauf Deiner Katze kennen, um geeignete Zeitfenster für eine gemeinsame Spielsession zu finden. Und das ist gar nicht so schwierig, denn die meisten Katzen zeigen von sich aus ihre Lieblingsspielzeit, indem sie wie aufgedreht durch die Wohnung toben. Diese berühmt-berüchtigten „5 Minuten“ sind ein guter Zeitpunkt um mit der Katze ausgiebig zu spielen. Zu Beginn mit Fang- und Jagdspielen, bei denen sich die Katze wirklich austoben kann. Anschließend darf es mit Clickertraining und „Intelligenzspielzeug“ auch etwas ruhiger zugehen. Ist die Katze aufgrund mangelnder Spielangebote in der Vergangenheit bereits etwas träge geworden, ist die Dämmerung eine gute Zeit, um regelmäßig neue Spielversuche zu starten. Steht aus beruflichen Gründen nur ein bestimmtes Zeitfenster für eine Spielsession zur Verfügung, gelingt es mit Geduld und Ausdauer seine Katze an diese vorgegebene Zeit zu gewöhnen. Allerdings sind „Geduld und Ausdauer“ des Menschen hier wirklich ernst gemeinte Voraussetzungen. Es sind bisweilen zahlreiche Versuche notwendig, um den „Terminkalender“ seiner Katze umzuprogrammieren. Aber es lohnt sich. Zu guter Letzt: Den richtigen Zeitpunkt zum Spielen zu finden, bedeutet auch sich Zeit zu nehmen. Ist das nicht der Fall, bemerken Katzen dies recht schnell und verlieren die Lust, da der Mensch nicht bei der Sache ist.

Tipp: Breche Spielversuche nicht zu früh ab. Manche Katzen brauchen etwas länger um in Fahrt zu kommen und andere lauern einfach gerne.

Das richtige Katzenspielzeug

Jede Katze hat andere Vorlieben. Freilich lieben fast alle Katzen Pappkartons oder haben ein Faible für Kordeln. Dennoch ist die Ausgeprägtheit dieser Vorlieben sehr unterschiedlich und wie immer bestätigen Ausnahmen die Regel. Es lohnt sich also vieles auszuprobieren und für Abwechslung zu sorgen. Denn nur wenn das eine Katzenminzespielzeug desinteressiert liegen gelassen wird heißt es noch lange nicht, dass dies immer so bleibt. Anders herum kann es sein, dass ein anderes Minzespielzeug zu wahrer Euphorie bei der Katze führt.

Vorlieben der eigenen Katze(n) erkennen

Die Vorlieben für bestimmtes Spielzeug lassen sich in der Regel an der durch das Material verursachten spezifischen Sinnesempfindung und an der Spielart festmachen. Viele Katzen reagieren auf Spielzeuge mit Soundeffekt. Die Rasselmaus ist wohl das bekannteste unter diesen Spielzeugen. Aber auch der bei vielen Katzen beliebte Rascheltunnel, kleine Papierkugeln oder eine Box mit zerknülltem Papier zielen auf das feine Gehör der Katzen ab. Spielzeuge, die zu laute oder schrille Geräusche verursachen, können der Katze hingegen den Spielspaß verleiden. Bei Katzenminze, Baldrian und Co. spielt der Geruchssinn die tragende Rolle. Diese Gerüche haben teils euphorisierende Wirkung und sollten, auch wenn sie unbedenklich sind, nur gezielt und zeitlich begrenzt eingesetzt werden um einem Gewöhnungseffekt vorzubeugen. Neben Plüschtieren mit aromatischer Füllung, gibt es auch kleine Kissen, die gerne ausgiebig beschmust werden. Die vor einiger Zeit in Mode gekommenen Fummelbretter bieten etwas für den Tastsinn der Katzen, wenn aus kleinen Mulden und Behältern spannende Inhalte heraus „gepfotelt“ werden müssen. Neben den durch das Material erzeugten Sinnesempfindungen, gibt es Katzen, die bestimmte Spielarten bevorzugen. Am Boden oder in der Luft? Schnell oder langsam? Wilde Jagd oder Clickertraining mit Köpfchen? Finde heraus, was für Deine Katze zum ultimativen Spielspaß dazu gehört.

Tipp: Bei ängstlicheren oder unsicheren Katzen sollten die Spielzeuge nicht zu groß sein.

Spielen in der dunklen Jahreszeit

Im Wechsel der Jahreszeiten ändert sich nicht nur bei uns Menschen der Tagesablauf. Auch die Katzen passen sich den Jahreszeiten an, reagieren auf das frühe Vogelgezwitscher im Frühling, die Hitze im Sommer oder die kürzeren Tage in Herbst und Winter. Im Winter ändert sich zudem das beschriebene „Zeitfenster“ durch kürzere Tage und veränderte Tagesabläufe durch die Zeitumstellung. Spiele mit Licht, wie zum Beispiel Taschenlampe, Laserpointer, Leuchtkugeln und Co., sind eine gute Möglichkeit um Spielhighlights zu setzen. Wenn zum Abschluss auf Objektspiele gewechselt wird, damit die Katze ein Erfolgserlebnis durch einen Beutefang hat, sind solche Spiele wunderbar geeignet um in der kalten Jahreszeit indoor für Spielspaß zu sorgen. Die Beleuchtung zu dimmen oder ganz abzuschalten, kann für einen zusätzlichen Spielkick sorgen. Aber auch ein Parcours aus Kartons, umgestellten Möbeln und versteckten Leckerchen bringt Schwung in triste Wintertage.

Und sie spielt doch!

Seine Katze zu beschäftigen oder sich mit ihr zu beschäftigen ist ebenso wichtig wie vernünftiges Futter, sauberes Trinkwasser und eine saubere Katzentoilette. Durch tägliches Spielen kann die Katze Stress und Aggressionen abbauen, Selbstvertrauen gewinnen, bleibt fit und beweglich. Regelmäßiges Spielen stärkt die Bindung zwischen Mensch und Katze, dient insbesondere bei Wohnungs- und Einzelkatzen der Unterhaltung und beugt Verhaltensauffälligkeiten vor. Gute Gründe also, sich mit dem Entertainment der Miezen näher zu beschäftigen. Warum also noch warten? Werde zum Animateur für Deine Katze, sie wird es Dir danken.

Katzen-Spieltypen – Erkennst du deine Katze wieder?

Die Entdeckerin lässt sich durch eine Vielzahl von Spielzeugen animieren und unterhalten. Kleine Spielzeuge versteckt in einem Karton mit Papier oder Papprollen, befriedigen die Neugier und beschäftigen die Katze wunderbar auch wenn der Mensch gerade mal nicht dabei ist.

Die Intelligente kommt bei Clicker-Aktivitäten oder Fummelbrettern auf ihre Kosten. Sie liebt geistige Herausforderungen und die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Halters, die ihr beim Spielen zuteil wird.

Die Aktive ist aus Menschensicht der wohl dankbarste Spielpartner, denn man sieht ihr den Spaß auch ohne große Beobachtungsgabe an, wenn sie nahezu jedem „Etwas“ hinterherflitzt.

Die Ruhige vermittelt dem Halter den Eindruck, dass sie gar nicht spielen möchte und wird deshalb leider häufig sich selbst überlassen. Dabei hat sie genau so viel Spaß wie die Aktive, nur ist es manchmal nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Denn sie kann gefühlt stundenlang damit verbringen einem Spielzeug aufzulauern.

Erschienen im freunde Magazin 04/2013.