Erschienen im TierBlättla, Ausgabe 26/2016


Frau Ruthenfranz, nach meinen Informationen haben Sie das einzige deutschsprachige Buch zum Thema Katzenpflanzen geschrieben, das macht Sie zu einer Autorität auf dem Gebiet in Deutschland.

Wie sind Sie eigentlich „auf die Katze gekommen“ und wie lange teilen Sie Ihren Lebensraum schon mit Katzen?

Katzen faszinieren mich seit meiner Kindheit. Als meinen Eltern ein roter Kater zugelaufen ist, war es um mich geschehen. Etwas später habe ich mich dann um eine verwilderte Katzenmutter mit ihren Jungen gekümmert, habe mich im Katzenschutz engagiert, bis schließlich Dolly und Pauli bei mir eingezogen sind.

Wann haben Sie beschlossen Bücher über Katzen zu verfassen? Waren die Grundlage dafür eigene Beobachtungen und Erfahrungen aus der Praxis?

Durch meine ehrenamtliche Arbeit im Tierschutz habe ich im Laufe der Jahre viele Katzenhaushalte mit ihren Bewohnern kennengelernt und besuche seit jeher viele Seminare. Ich baute meine erste Katzenhomepage www.katzen-minze.de auf, da ich meine Erfahrungen aus den Hausbesuchen und die Kenntnisse aus Seminarbesuchen irgendwo für mich aufbereiten wollte. Es ist also eine Kombination aus Erfahrungen und gelernten, wissenschaftlichen Erkenntnissen, sowie viel Recherchearbeit.

Kann ich äußerlich erkennen, welche Pflanze potentiell giftig ist?

Nein, denn es ist schon so gut wie unmöglich eine Pflanze nur aufgrund ihres Aussehens allein sicher zu identifizieren. Wie erkenne ich Vergiftungserscheinungen an einer Katze und sind alle ein Fall für den Tierarzt, oder lässt sich manches selbst auskurieren? Die Gesundheit der Katze geht immer vor und grundsätzlich sollte man lieber einmal zu viel als zu wenig zum Tierarzt gehen. Vergiftungsanzeichen können Speicheln, Zittern, Erbrechen und Durchfall sein. Zugegebenermaßen ist die Katze kein einfacher Patient, da sie ja auch gelegentlich erbricht ohne eine Vergiftung zu haben.

Sind alle Katzen gleich anfällig?

Njein. Sehr junge, noch kleine Katzen, alte und kranke Tiere sind natürlich empfindlicher als erwachsene, gesunde Katzen. Junge Katzen sind zudem besonders neugierig. Grundsätzlich ist die Gefahr einer Vergiftung bei reinen Wohnungskatzen höher einzustufen, als bei Freigängern, da sie leider eher unter Langeweile zu leiden haben als Freigänger und sich mit Pflanzenknabbern die Zeit vertreiben. In meinem Buch ist ein Risikocheck enthalten, um seinen eigenen Katzenhaushalt dahingehend zu prüfen.

Ist das Risiko jahreszeitlich unterschiedlich hoch?

Nein, eigentlich nicht. Das ganze Jahr über holen wir uns giftige Pflanzen ins Haus und auf den Balkon – von der Osterglocke bis zum Weihnachtsstern. Viele Halter werden allerdings meist im Frühjahr, zur Eröffnung der Balkonsaison, auf das Thema Katzenpflanzen aufmerksam.

Welche Vorkehrungen kann und muss ich treffen, wenn ich trotz allem nicht auf schöne Pflanzen in meiner Wohnung verzichten will, oder zum Beispiel einen Blumenstrauß den ich geschenkt bekomme, nicht sofort entsorgen möchte?

Das hängt ein wenig von der eigenen Risikobereitschaft ab, von den Gegebenheiten im Katzenhaushalt und natürlich von der individuellen Katze. Selbstverständlich kann man viele Pflanzen oder Vasen so aufstellen, dass die meisten Katzen nicht herankommen. Glasglocken und Hängeampeln sind auch eine Option.

Lernen Katzen aus ihren Erfahrungen, sind also alte Katzen schlauer als Junge?

Darauf kann man sich nicht verlassen. Eine Katze die bereits eine Vergiftung durch Knabbern an der falschen Pflanze überstanden hat, wird dieser Pflanze anschließend nicht zwingend aus dem Weg gehen. Wieviele Pflanzen, außer Katzenminze und Baldrian, kann ich gezielt für meine Katze drinnen kultivieren, und wie kann ich diese sicher erkennen? Zuerst einmal müssen wir zwischen unbedenklichen Pflanzen und solchen zum Verzehr unterscheiden. Letztere gibt es nicht so viele und diese sollten als Futterpflanze gekennzeichnet sein, wie z.B. die ausgewiesenen Katzengräser und Golliwoog ®. Für ein sicheres Erkennen muss man sich Wohl oder Übel auf die Auszeichnung im Gartencenter seines Vertrauens verlassen.

Macht das auch im Garten Sinn, oder haben Freigänger ausreichend Alternativen? Können also Freigänger, im Gegensatz zu Wohnungskatzen, giftige von ungiftigen Pflanzen unterscheiden?

Für Freigänger muss man nicht unbedingt Futterpflanzen zum Knabbern aufstellen. Sie finden draußen normalerweise genug Alternativen. Besonders giftige Pflanzen würde ich jedoch nicht in das eigene Blumenbeet pflanzen, auch wenn man das bei den Nachbarn nicht unterbinden kann. Denn ganz gleich ob Wohnungskatze oder Freigänger: Katzen wissen nicht, was giftig oder ungiftig für sie ist!

Für Hundebesitzer gibt es Kurse und Seminare wie Sand am Meer. Sollen sich auch Katzenbesitzer weiterbilden?

Ja, unbedingt. Katzen gelten zu unrecht als „einfach zu haltende Heimtiere“. Viel zu oft werden aus Unwissenheit Haltungsfehler begangen, weil das Wissen veraltet ist oder weil Mensch es „schon immer so“ gemacht hat. Aus diesem Grund veranstalte ich den „Erlebnistag Katze“ um in netter Runde aktuelles Katzenwissen an Katzenhalter weiterzugeben.

Frau Ruthenfranz, wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen noch viele, lange und glückliche „Katzenjahre“.