„Die Geschichte der Katze ist eine Geschichte voller Missverständnisse.“ So oder so ähnlich könnte man die Gerüchte, Halbwahrheiten und Geschichten zusammenfassen, die sich noch immer um die Katze als Heimtier ranken. Viele Katzenhalter setzen auf überlieferte Informationen oder eigene Erfahrungen getreu dem Motto: Das machen wir seit 30 Jahren (oder länger) so bei unseren Katzen. Dabei gibt es in den meisten Fällen aktuellere Erkenntnisse, die in punkto Katzenhaltung unbedingt berücksichtigt werden sollten.

Sogar der Stern titelte einmal „Geliebtes Biest – Haustyrann und Seelentröster“ und meinte damit die Katze.  Bei 8,2 Mio. Katzen in 16,1 % der Haushalte in Deutschland (Quelle: IVH 2011) ist allerdings davon auszugehen, dass es auch zahlreiche, harmonische Katzenhaushalte geben muss. Dennoch brodelt die Gerüchteküche weiter und längst überholtes Wissen hält sich hartnäckig.
Es mag daran liegen, dass die Geschichten der sogenannten Problemkatzen häufig für Amüsement und eine gewisse Schadenfreude im Bekanntenkreis sorgen. Und nicht zuletzt liegt es auch daran, dass viele Katzenhalter aus Unwissenheit Fehler machen und so das ungeliebte Verhalten provozieren bzw. selbst verursachen.

Gerüchteküche Katzenhaltung

Das Tragische daran ist, dass die Katze die Leidtragende ist. Denn die Gerüchte sind Wasser auf die Mühlen all jener, die sich mit Katzen nicht auskennen und das Problemverhalten ihrer Katzen als „typisch“ bezeichnen. Eine traurige Sackgasse für die Katze, die sich insbesondere als reine Wohnungskatze nicht aus dieser Misere befreien kann und die zudem oft vom Halter unbemerkt leidet.
Es ist höchste Zeit mit den Vorurteilen aufzuräumen und sich bei Schwierigkeiten ernsthaft mit den Ursachen selbiger zu beschäftigen. Denn Katzen sind keine kleinen, protestierenden Biester sondern leider oft falsch gehaltene und missverstandene Heimtiere.

Gerücht Nummer 1: Katzen pinkeln überall hin

Es gibt nur zwei Gründe für Unsauberkeit: Krankheit oder Probleme im Katzenhaushalt (wie zum Beispiel Angst, Stress und Unsicherheit) dessen Ursachen es dann unbedingt herauszufinden gilt. Denn eine unsaubere Katze leidet und das hat weder etwas mit Protest oder gar Boshaftigkeit zu tun. Tipp: Gute Katzenbücher, die dem Halter die Bedürfnisse der Katze näher bringen, wie zum Beispiel „Miez miez, na komm!“ von der Tierärztin Sabine Schroll.

Gerücht Nummer 2: Katzen zerkratzen alle Möbel

Kratzen gehört zum ganz natürlichen Verhalten der Katzen. Es dient zum einen der Krallenpflege aber auch dazu das Revier zu kennzeichnen. Mit den richtigen Kratzgelegenheiten an geeigneten Orten der Wohnung bleiben Möbel und Tapeten verschont. Verkaufstipp: Kratzbretter an Wänden oder auf dem Boden, an verschiedenen Stellen der Wohnung, sind eine sehr gute Alterative oder Ergänzung zum herkömmlichen Kratzbaum.

Gerücht Nummer 3: Katzen(-wohnungen) stinken

Katzen selbst sind nahezu geruchlos. Wenn etwas stinkt, dann die Katzentoilette. Es gibt immer noch viele Katzenhalter die der Meinung sind, dass ein Katzenklo zwingend schlecht riechen muss und dies sogar in Kauf nehmen. Dabei ist Geruchsbelästigung mit einer guten Streu und regelmäßiger Reinigung kein Thema. Aber auch der Müll sollte schnell aus der Wohnung entfernt werden oder geruchsdicht verpackt werden. Viele Plastiktüten schließen den Geruch nicht ein, so dass nur der tägliche Gang zum Hausmüll Abhilfe schafft. Eine weitere Quelle für unangenehmen Geruch ist offen stehen gebliebenes Nassfutter. Dies sollte schon aus hygienischen Gründen sofort entfernt werden, wenn die Katzen ihre Nahrungsaufnahme beendet haben.
Geeignete Utensilien: Eine große Katzentoilette, am besten ohne Deckel und mit „guter“ Klumpstreu; kleine Tütchen, Schaumstoffbesen mit Kehrblech zum staubarmen Fegen; Akkustaubsauger zum Aufsaugen von Streukörnchen.

Gerücht Nummer 4: Katzen sind einfacher zu halten als Hunde

Diese Aussage wird häufig in Bezug auf die Nutzung der Katzentoilette im Vergleich zum Gassigehen gemacht. Was die Ansprüche an ein artgerechtes Leben, insbesondere bei reiner Wohnungshaltung angeht, so sind Katzen durchaus schwieriger zu halten als Hunde. Denn sie leiden stiller, so dass es erst im Extremfall zu Auffälligkeiten kommt. Gerade reine Wohnungskatzen brauchen gut informierte Halter und viel Aufmerksamkeit.

Gerücht Nummer 5: Katzen wissen instinktiv was für sie giftig ist und was nicht

Katzen die auch Freigang genießen dürfen, haben so viel Abwechslung, dass sie im Normalfall nicht an giftige Pflanzen und Substanzen geraten. Mit Instinkt hat dies allerdings nichts zu tun. Gerade bei Wohnungskatzen, denen häufig die Abwechslung fehlt, sollten giftige Substanzen unbedingt weggeräumt werden.

Gerücht Nummer 6: Katzen müssen im Falle einer Schwangerschaft abgegeben werden

Katzen können Toxoplasmose übertragen, was im Falle einer Übertragung auf die Schwangere für das ungeborene sehr gefährlich ist. Aber: Sowohl Katze als auch Mensch können mittels Bluttest auf Toxoplasmose getestet werden. Viele Menschen tragen den Erreger bereits in sich und sind geschützt. Ist dies nicht der Fall ist als Schutz ausreichend sich vom Katzenkot fern zu halten und jemand anderen die Katzentoilette reinigen zu lassen oder dies mit entsprechender Vorkehrung wie z.B. Handschuhen zu erledigen. Übrigens: Auch das Blumenbeet im Garten kann durch Verunreinigungen die Toxoplasmose-Erreger enthalten. Beim Gärtnern deshalb unbedingt Handschuhe tragen. Ihr Frauenarzt infomiert und berät Sie sicher gerne über die Möglichkeiten, die im Einzelfall am sinnvollsten sind.
Tipp: Automatisierte Katzentoiletten können eine Lösung sein, wenn diese den Kontakt zum Katzenkot verhindern, aber auch Handschuhe sind eine sinnvolle Anschaffung.