Wenn es um das Riechvermögen von Heimtieren geht, fällt den meisten Menschen sicherlich als erstes der ausgeprägte Geruchssinn der Hunde ein. Ob als Spürhund für Drogen und Sprengstoffe, als Suchhund für die Personensuche im Rettungsdienst oder als Warnhund, welcher bestimmte Erkrankungen erschnüffeln kann. Doch auch der Geruchssinn der Katze ist enorm und sollte nicht unterschätzt werden, zumal dieser auch im Zusammenleben mit uns Menschen von großer Bedeutung ist.

Auch wenn sich Katzen in erster Linie optisch orientieren, so spielt ihr Geruchssinn doch eine zentrale Rolle. Die Anzahl der Riechzellen im Vergleich zu uns Menschen vermittelt bereits einen ersten Eindruck wie wichtig der Geruch für die Katzen ist. Mit 60 Millionen Riechzellen haben sie immerhin drei Mal so viele Riechzellen wie wir. Bereits ein neugeborenes Katzenbaby hat ein hochentwickeltes Riechvermögen und das während Augen und Ohren noch verschlossen sind. In den ersten Lebenswochen findet das Katzenbaby einzig über den Geruch den Weg zur nährenden Zitze. Erst in der dritten Woche werden schließlich die Augen zum wichtigsten Sinnesorgan.

Dolly

Auch im weiteren Verlauf des Katzenlebens bestimmen Gerüche das Katzenverhalten mit. So entscheidet der Geruch des Futters darüber ob es gefressen oder stehengelassen wird. Aber auch bei der Kommunikation mit Artgenossen, anderen Tieren und Menschen, sowie beim Sexualverhalten setzt die Katze auf ihren „richtigen Riecher“. Es wird vermutet, dass die „chemische Kommunikation“ über Gerüche und Pheromone eine der wichtigsten Möglichkeiten von Katzen ist, um Nachrichten zu übermitteln.

Die Macht der Pheromone

Mit den für uns geruchlosen Pheromonen aus den Drüsen an Kinn, Wange und zwischen den Zehen hinterlassen Katzen für ihre Artgenossen duftende Visitenkarten und machen damit auch ihr Zuhause zu einem heimeligen Ort. Wenn wir sie streicheln, fangen sie oft unmittelbar danach an sich zu putzen, um den Gemeinschaftsgeruch aufzunehmen. Der Geruch ist ein Zeichen von Vertrautheit und sichert das Revier. Dringen allerdings bedrohliche Dinge oder Lebewesen mit fremden Gerüchen in das Revier ein, weiß eine Katze sich manchmal nur mit Harnmarkieren zu helfen. Das Fremde, Bedrohliche wird dann durch den eigenen Geruch überdeckt.

Das Geruchsrepertoire der Katze

Katzen sollten in jungen Jahren möglichst viele unterschiedliche Gerüche kennenlernen, denn dadurch lassen sich spätere Irritationen durch fremde Gerüche weitestgehend vermeiden. Alles was mehr oder weniger bekannt ist, wird die Katze im Laufe ihres Lebens deutlich weniger verunsichern. Und das gilt freilich nicht nur für Gerüche. Beim Erkunden neuer Duftwelten wird sich auch herausstellen wie empfindlich die Katze darauf reagiert. Was für die eine nur ein Naserümpfen bedeutet, kann für die andere bereits ein Grund zur Sorge sein. Und das kann sich schnell in Form von Angst mit Markierverhalten zeigen.

Der Geruchssinn der Katze bringt auch Nachteile mit sich

Das Markieren wird dann dazu eingesetzt um die kätzische Geruchswelt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Es gibt Katzen, welche auf jegliche neue und unbekannte Dinge im Haushalt reagieren, indem sie diese sozusagen „sicherheitshalber“ mit Harn markieren und so ihre Duftnote darauf anbringen. Der eigene, bekannte Geruch sorgt dann dafür, dass sich die Katze wieder sicherer fühlt. Für das Sicherheitsgefühl der Katze sind auch die für uns geruchlosen aber sichtbaren „Schmutzränder“ an Tischbeinen und Türrahmen wichtig, welche die Katzen durch Reiben mit Kopf und Wange verteilen. Wenn diese Markierungen beim Hausputz allzu gründlich entfernt werden, wird der Katze ein wichtiger Grundstein für ihr Sicherheits- und Wohlgefühl genommen. Insbesondere unsichere und ängstliche Katzen können dadurch stark beunruhigt werden und in ihrer Not mit Harnmarkieren reagieren.

Reiniger und andere starke Gerüche

Hausputz muss sein, doch sollte der Katze zu Liebe auf stark duftenden Reiniger verzichtet werden oder dieser zumindest sparsam eingesetzt werden. Mal abgesehen davon, dass sehr viele Haushaltsreiniger schädlich für unsere Samtpfoten sind, ist sicherlich jedem Katzenhalter daran gelegen seine Katze nicht unnötig zu beunruhigen. Wenn man die eigene Nase mal nah an die Reinigungsflasche hält, kann man leicht nachempfinden, dass dieser Geruch zu viel für die empfindliche Katzennase ist.

Rundum die Katzentoilette

Regelmäßig gereinigt und mit einer guten Katzenstreu versehen, ist die Katzentoilette auch für Menschennasen ein fast geruchsneutraler Ort. Dennoch meinen es manche Katzenhalter besonders gut und nutzen neben bedufteten Streus auch noch Katzentoiletten-Deos und scharfe Reinigungsmittel. Da gerade die Katzentoilette ein äußerst sensibler Ort ist, sollten hier keine Parfums zum Einsatz kommen. Außerdem: Was nicht gut riecht wird auch durch Parfum nicht besser. Und schlimmer noch, es kann passieren, dass die Katze die Toilette dann gar nicht mehr benutzen mag.

Weichspüler im Wäschekorb

Viele Katzenhalter haben es schon einmal erlebt, dass die Katze in die frisch gewaschene Wäsche im Wäschekorb hüpft, um kurz darauf ein paar Tropfen Urin darauf abzulassen. Das ist keine Boshaftigkeit, sondern eine natürliche Reaktion auf den unnatürlichen und starken Geruch von Weichspülern. Dosiere möglichst sparsam oder verzichte auf diese, wenn Deine Katze darauf reagiert.

Pauli schnuppert

Da der Geruchssinn der Katzen deutlich besser entwickelt ist als der unsrige, ist leicht nachvollziehbar, dass Katzen viele Gerüche wahrnehmen, die für uns Menschen nicht zu riechen sind. Umgekehrt können Gerüche, die von uns Menschen als angenehm duftend empfunden werden, der Katzennase schnell zu viel werden, da der Duft zu intensiv oder eben einfach nur als unangenehm wahrgenommen wird. Mit Gerüchen jeglicher Art sollte deshalb vorsichtig umgegangen werden, um die empfindliche Nase der Katze nicht unnötig zu stören.

Markierstellen mit Geruchsneutralisierer behandeln

Schwierig wird es dann, wenn die Katze von Gerüchen irritiert oder verunsichert wird, die wir selbst gar nicht wahrnehmen. Das kann zum Beispiel der Geruch von fremden Katzen an der Kleidung sein oder es können auch bereits gereinigte Stellen sein, die einmal mit Urin in Kontakt gekommen sind. Wo der Mensch nach der Reinigung bereits keinen Geruch mehr wahrnimmt, nimmt die Katze noch lange Zeit danach den Uringeruch wahr. Wenn es also darum geht einen Fall von Unsauberkeit zu beheben oder Markierstellen zu reinigen, müssen diese mit einem speziellen Geruchsneutralisierer behandelt werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die gereinigte Stelle auch für Katzennasen wieder zum neutralen Boden wird. Anderenfalls wird die unzureichend gereinigte Stelle unter Umständen wieder als Katzentoilette benutzt.

Erschienen im freunde Magazin 03/2014.