Vergiftung einer Katze mit Permethrin, durch ein Flohpräparat für Hunde

Permethrin ist ein Insektizid, welches in Mitteln für Hunde gegen Zecken- und Flohbefall eingesetzt wird. Dummerweise sind permethrinhaltige Produkte ausschließlich für Hunde geeignet, da Permethrin für Katzen hochgradig giftig ist. In Haushalten in denen Hunde und Katzen leben, sollte demnach auf strikte Trennung der Tiere nach Behandlung der Hunde mit einem permethrinhaltigen Mittel geachtet werden oder besser noch ganz auf permethrinhaltige Produkte verzichtet werden. Denn nicht selten kommt es durch das Zusammenliegen der Tiere, gegenseitiges Ablecken oder auch durch Verwechslung der Produkte bei Katzen zu Vergiftungen. So weit die Theorie, die mir schon lange als solche bekannt ist. Da in unserem Haushalt ohnehin nur Katzen leben, habe ich dieses Wissen bisher nur im Rahmen von Halterberatungen benötigt. Wie es aussehen kann, wenn man einmal mit einem praktischen Vergiftungsfall konfrontiert wird, zeigt der folgende Erfahrungsbericht.

 

Permethrin - Gefahr für Katzen

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Erfahrungsbericht Permethrinvergiftung

Donnerstag Abend, etwa 22.00 Uhr
Es ist bisher ein ganz gewöhnlicher Abend im Frühjahr und schon dunkel, als Nachbars Freigängerkatze wie gewohnt vor dem Haus vorbeischaut und die gelegentlichen Schmuseeinheiten verlangt. Alles ist normal, bis auf eine relativ große ölige Stelle im Fell. Kein Grund zur Sorge, aber sicherheitshalber wird nach kurzer Überlegung, denn es ist ja schon spät, doch eine SMS an die Nachbarn geschickt. Schließlich kann ein Freigänger zu jeder Zeit in irgendwelche giftigen Pfützen geraten, die er sich dann notgedrungen bei der Fellpflege ablecken muss. Ein kurzer Hinweis, mehr sollte es also nicht sein. Sicher ist sicher, denn Nachbars Kater hat natürlich schon lange einen festen Platz im Herzen gefunden.

Permethrin ist für Katzen giftig

Freitag Vormittag, etwa 10.00 Uhr
Das Telefon klingelt, die Nachbarn melden sich besorgt. Das Flohmittel für den Hund ist versehentlich auf der Katze gelandet. Doch: Was war es genau für ein Mittel? Wirklich ein Mittel mit Permethrin? Nach kurzer Überlegung ist klar: Ja, es war ein Mittel mit Permethrin und zwar eine Dosis für Hunde bis 25 kg. Ein Unglücksfall, eine Verwechslung, die jedem passieren kann.
Den Haltern wird klar, was das bedeutet und was für Konsequenzen es haben kann. Erste Maßnahme: Katze baden und dann direkt zum Tierarzt.

Freitag Mittag, etwa 11.00 Uhr
Die Katze ist beim Nottierarzt, denn (wie könnte es anders sein) es ist ein Feiertag. Sie zeigt bis dahin keinerlei Symptome, ihr geht es unverändert gut. Dennoch gibt die Tierärztin wenig Hoffnung, da die Katze bereits 13 Jahre alt ist. Bei der großen Dosis, die sie bekommen hat, scheint es das Ende zu bedeuten. Aber sie schließt die Katze an den Tropf an und behält sie in der Tierklinik. Alle sind in Panik und in unermesslicher Sorge um das geliebte Tier. Stunden vergehen. Es folgt eine lange, sorgenvolle Nacht.

Samstag Abend, etwa 16.00 Uhr
Rückmeldung vom Tierarzt. Bisher alles unverändert. Keine Symptome. Schön, aber auch irgendwie seltsam. War es doch ein ungefährliches Mittel?

Samstag Nachmittag, 18.00 Uhr
Die Katze zeigt nach wie vor keine Symptome, wird nach Haus entlassen und sogar direkt in die gewohnte Freiheit geschickt. Erst Freude beim Wiedersehen der Katze, aber dann erste Zweifel: Es scheint unvorstellbar, dass die Vergiftung so spurlos ausgehen kann. Ein zweiter Blick auf Nachbars Katze zeigt leichtes Wackeln beim Laufen. Nur eine Folge der Behandlung und des langen „im-Käfig-hockens“? Zweifel machen sich breit.

Samstag Abend, 22.00 Uhr
Die Unruhe wächst. Ob wohl alles in Ordnung ist? Die zahlreichen suchenden Blicke aus dem Fenster werden schließlich belohnt. Da ist sie – wie gewohnt sitzt sie vor dem Haus, blickt freundlich rauf. Und wieder erst einmal Erleichterung. Aber die Unsicherheit und das mulmige Gefühl lassen schließlich keine Ruhe. Also noch mal ab nach draußen zu ihr. Sie kommt angelaufen, wankt und steht unsicher auf den Beinen. Irgendetwas stimmt da nicht. Das Lätzchen ist nass und sie wirkt angeschlagen. Plötzlich fällt sie zur Seite, windet sich, zuckt, schreit. Schockstarre. Sie versucht aufzustehen, aber fällt immer wieder um. Sie versucht auf die Mauer vor dem Haus zu springen, aber rutscht immer wieder ab. Sie guckt verwundert, versteht nicht, dass sie sich nicht mehr unter Kontrolle hat. Sie will kommen, aber läuft weg und gerät in absolute Panik. Was tun?

Auf dem Weg zu den Nachbarn folgt der nächste Anfall. Die Katze schreit erneut.
Es ist klar, dass sie schnellstmöglich zum Tierarzt muss.

Dann überschlagen sich die Ereignisse. Wo ist die Katze? Welcher Tierarzt hat Notdienst? Wer kann am schnellsten helfen? Dann Anruf bei der Tierklinik mit Schilderung der Geschehnisse.

Schließlich sitzt die Katze zuckend in ihrem Körbchen und wird in Windeseile zur Tierklinik gebracht. Auf dem Weg dorthin macht sie ein paar Mal ein leises, klägliches „Mi“. Wird sie es schaffen? Während der Fahrt wird nochmals die Tierklinik angerufen und es werden sämtliche Details geklärt. Immer wieder der Hinweis auf den Notfall, dass unbedingt sofort nach Ankunft gehandelt werden muss, weil sonst das Schlimmste geschehen kann. Der Katze wird nun gut zugeredet und erklärt was jetzt passiert, dass ihr geholfen wird und dass sie nun noch einmal zu einem anderen Arzt gebracht wird.

Samstag Abend, etwa 23.00 Uhr in der Tierklinik
Die Ankunft verläuft Dank des Vorgesprächs während der Fahrt reibungslos. Der Tierarzt ist sofort da, die Katze wird sofort behandelt. Zuerst wird die Körpertemperatur gemessen, dann folgt eine Spritze, welche sie in ein künstliches Koma versetzt, um die Krämpfe zu beenden. Sie ist lieb, hat riesige Pupillen, zittert und wackelt. Dann wirkt die Spritze, sie wird ruhig und ihr kleiner Kopf sinkt herunter.
Der Tierarzt fragt nach, ob die Katze gebadet wurde. Ja, wurde sie! Er bleibt hartnäckig. „Wie genau wurde sie gebadet?“ „Zuhause mit warmem Wasser und beim Tierarzt Nummer eins nicht mehr.“Schnell steht fest, dass sie noch immer das giftige Mittel im Fell trägt und ihre Vergiftung nun erst richtig zum Tragen kommt. Fell und Haut müssen schnellstmöglich vom Gift befreit werden. Der Tierarzt erklärt ruhig und sachlich, dass die Katze nun an den öligen Stellen geschoren und gebadet wird und dann zur Weiterbehandlung in der Tierklinik bleibt.

Durchatmen, Tränen und Sorge wechseln sich ab. Aber nun ist die Katze ja offensichtlich in guten Händen.

Sonntag Vormittag, etwa 11.00 Uhr
Rückmeldung aus der Tierklinik. Die Katze hat die Nacht überstanden und ist so weit stabil. Aber: Sie ist blind. Der nächste Schock. Es kann jedoch sein, dass sie ihre Sehkraft wieder erlangt. Das Hoffen und Bangen geht also weiter, denn Blindheit wäre für den freiheitliebenden Kater eine Katastrophe. Aber immerhin – er lebt!

Sonntag Abend, etwa 19.00 Uhr
Nachricht aus der Tierklinik. Der Katze geht es gut, sie kann bereits wieder ein wenig sehen, die Pupillen reagieren. Der Tierarzt meint, dass die restliche Sehkraft auch zurückkehren wird. Alle weinen, sind überglücklich, erleichtert. Der Kater ist wieder zuhause und soll vorerst drinnen bleiben. Die Nacht über ist er vergnügt, frisst, trinkt und will sofort wieder raus. Am Montag morgen wird seinem Wunsch schließlich nachgegeben…

Montag
Die Nachbarn erstatten Bericht. Der Kater ist wieder der Alte. Er hat am Morgen bereits die erste Maus gefangen und genüsslich gefressen. Es war ein Kampf um Leben und Tod, welchen der 13 Jahre alte Freigänger gewonnen hat. Aber es war knapp – sehr, sehr knapp! In 14 Tagen sollen erneut die Blutwerte kontrolliert werden, um Folgeschäden ausschließen zu können.

Tierarzt Nummer eins war offensichtlich nicht bewusst, wie wichtig das Baden/Reinigen mit (!) milder Seife oder Shampoo ist, um das Mittel aus dem Fell zu entfernen. Dass man die Katze nur leicht lauwarm, keinesfalls warm baden solle, wurde ebenfalls nicht mitgeteilt. Denn warmes Wasser fördert die Giftaufnahme. Auch hat er die Katze nicht geschoren. Wichtige Dinge, welche für die Katze fast den Tod bedeutet haben.
Für Permethrin gibt es kein Antidot (Gegenmittel) so dass die Behandlung lediglich durch Stabilisieren des Tieres und Förderung der Ausscheidung des Gifts erfolgen kann. Umso wichtiger ist es die weitere Aufnahme des Gifts zu verhindern!

5 Wochen später…

Die Vergiftung mit Permethrin ist nun gute 5 Wochen her und alles erscheint wie ein böser Traum – denn dem Kater geht es prächtig. Dennoch grenzt es an ein Wunder, dass er dieses Frühjahr, die ersten Sonnenstrahlen, die saftige Wiese und die duftende Luft erleben darf. Mit 13 Jahren solch eine Vergiftung zu überstehen ist nicht ohne.

Das geschorene Fell wächst ganz, ganz langsam nach und erinnert derzeit an einen „langhaarigen Pfirsich“. Und an der Pfote ist auch noch gut zu erkennen, wo der Tropf hing, denn auch dort fehlt einfach ein Stück Fell. Die Blutwerte wurden mittlerweile kontrolliert und er hat keine erkennbaren Organschäden zurückbehalten. Katzen haben anscheinend wirklich sieben Leben. Gott sei Dank! Der Kater turnt munter in der Welt herum, hüpft, beobachtet, schmust und genießt das Leben in vollen Zügen.

Was tun bei versehentlicher Behandlung einer Katze mit einem permethrinhaltigen Präparat?

  1. den Tierarzt anrufen oder Nottierarzt raussuchen und diesen darüber informieren, was passiert ist
  2. keine Zeit verlieren und auf schnellstem Weg zum Tierarzt fahren
  3. Produktverpackung mit zum Tierarzt nehmen oder zumindest den Produktnamen bereithalten

Zeigt die Katze noch keine Symptome (wie z.B. Torkeln, Speicheln, Zittern, Umfallen) kann die Katze nach Absprache mit dem Tierarzt noch vor dem Tierarztbesuch an den verunreinigten Stellen des Fells geschoren werden, um ein weiteres Einwirken des Gifts zu verhindern. Anschließend sollten die geschorenen Stellen gründlich mit lauwarmem Wasser und einem milden Shampoo oder Spülmittel gewaschen werden. Das Wasser darf beim Waschen nicht zu warm sein, da die Wärme die Giftaufnahme beschleunigt! Beim Waschen muss unbedingt darauf geachtet werden, dass nur die betroffenen Stellen gewaschen werden, um das Gift nicht noch mehr im Fell zu verteilen.

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Wichtig!

Die Vergiftungssymptome können stark zeitverzögert auftreten. Auf keinen Fall solltest du eigenmächtig entscheiden, dass das Scheren und Waschen als Behandlung ausreicht. Es kann bis zu 72 Stunden dauern bis Symptome sichtbar werden. Der Besuch beim Tierarzt ist Pflicht. Du findest zu jeder Tages- und Nachtzeit, auch an Feiertagen, Tierarztpraxen oder Tierkliniken, die Notfälle behandeln. Je schneller deine Katze behandelt wird, desto besser sind ihre Überlebenschancen!

Bei der Suche nach einem Tiernotdienst, kann man ganz leicht kostbare Zeit verlieren. Am besten rufst Du zuerst Deinen Tierarzt an. So fern dieser selbst gerade keinen Notdienst hat oder keine Handynummer auf dem Anrufbeantworter angegeben hat, sollte auf dem Anrufbeantworter die Rufnummer des nächstgelegenen Nottierarztes angesagt werden. Darüber hinaus kann es das Leben Deiner Katze retten, wenn Du für den Notfall die Kontaktdaten von Tiernotdiensten in der Nähe hast!

Tipp: Zur Tierarztsuche kannst du auch die App Vetfinder benutzen. Oder direkt dort auf der Homepage einen Tierarzt in deiner Nähe suchen.