Was Katzenhalter für ihre Katzen tun können, wie wichtig Katzenerziehung ist und welche Wünsche die Katzenexpertin an uns Halter hat.


Inhalt

Zweiter Teil meines Interviews mit der Katzenexpertin und Tierärztin Sabine Schroll, über Umgang mit "Dr. Google" und ausführliche Berichterstattung vom Katzenhalter an den Tierarzt. Außerdem habe ich mit Sabine Schroll über ihre Wünsche als Tierärztin an uns Katzenhalter gesprochen und wie ihr Buch Katzenkindergarten zu einem harmonischen Miteinander beitragen kann. Sabine verrät zudem wie auch mit älteren und ängstlichen Katzen trainiert werden kann, um Tierarztbesuche zu entschärfen, wie ein Kragentraining aussehen kann, um sich und die Katze auf Operationen vorzubereiten und wie die Transportbox ihren Schrecken verlieren kann.


Die Miau Katzen-Podcast Shownotes

Hier findest du alle Zusatzinformationen und Links für Folge #048 des Miau Katzen-Podcasts.

 

Die Podcastfolge zum Lesen:

Hallihallo zu einer neuen Folge Katzenpodcast mit dem zweiten Teil meines Interviews mit Sabine Schroll. Auch in diesem Teil geht es noch mal darum, was wir Katzenhalter tun können und tun sollten, vor allem im Umgang mit Tierarztbesuchen, was wir mit unserer Katze für ein harmonisches Zusammenleben trainieren sollten, warum es so furchtbar wichtig ist, auch die unangenehmen Dinge mit den Katzen zu trainieren, wie man mit scheuen Katzen den Transport in den Katzentransportboxen trainieren kann und welche Vorteile es hat, vor anstehenden Operationen mit der Katze das Krakentragen zu üben. Darüber hinaus habe ich Sabine Schroll gefragt, was sie sich von Katzenhaltern wünschen würde und wie ihr Buch „Katzenkindergarten“ uns Haltern dabei helfen kann, einen guten Umgang mit unseren Katzen zu finden. Viel Spaß beim Interview!

Wissensplattform Google: Gefährliches Halbwissen oder ein ultimatives Tool für Katzenhalter?

Ja, so Google ist ja ein tolles Medium, eine tolle Möglichkeit für uns alle, aber auch manchmal mit Risiken verbunden. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade Ärzte häufig vor der Situation stehen, dass die Patienten es vermeintlich besser wissen, das ist nur eine Mutmaßung, was ich so mitbekommen habe, dass es auch einfach Halter gibt, die dann wirklich dem Tierarzt noch mal die Welt erklären. Das stelle ich mir sehr frustrierend vor. Das ist auch ein ziemlich schwieriges Terrain. Wo würdest du da die Grenzen sehen? Gibt es da überhaupt Grenzen, dass man sagt, bis hierhin lasse ich mir jetzt was erzählen und alles, was danach kommt, da muss ich dann jetzt auch passen. Und dann soll derjenige besser dann doch ruhig sein.

Ich kann das Problem so direkt nicht nachvollziehen, weil bei mir zwar mein Klientel sehr, sehr gut informiert ist, auch schon sehr zum Teil gut vorgebildet. Die kommen, die stellen Fragen, die sagen, ich habe das und das gefunden. Was sagen Sie dazu? Also es ist eher so, dass ich um die Meinung gefragt werde. Und ich habe ungefähr drei Meinungen. Das eine ist Ja, das ist gut. Das ist nicht gut oder es ist egal oder es ist völlig ein Blödsinn, vergessen wir es. Ich finde diesen Aushang fürs Wartezimmer für alle, die Dr. Google, die schon eine Dr. Google Diagnose haben und eine zweite Meinung wollen, sollen bitte Yahoo befragen. Aber ich habe kaum jemanden, der mit vorgefasster Meinung kommt und ich bin auch offen genug für Besitzer, die sich sehr vertieft haben in ein Thema, die zum Teil auch mehr wissen über ganz bestimmte kleinere Bereiche, aber oft halt die Zusammenhänge fehlen. Nichtsdestotrotz kriege ich immer wieder mal Input, wo ich mir denke, ach siehste, das ist interessant, das muss ich mal merken, weil auch Katzenbesitzer, die sich sehr engagieren, durchaus mehr wissen können als ich.

Katzen lassen ihre Symptome zuhause – darum muss jeder Katzenhalter selber zum kleinen Experten werden

Vor allem auch, wenn es um die eigene Katze geht. Und ich glaube, das wird auch gerne unterschätzt, dass wir eben die Aufgabe haben, unsere Katzen zu kennen, kennenzulernen, zu und zu gucken, was mit denen passiert. Weil ihr Tierärzte habt ja, in Anführungsstrichen, nur einen ganz kleinen Ausschnitt, den ihr sehen könnt. Wenn ich zu dir oder meinem Tierarzt gehe und sage, meine Katze hat dies oder das, da kann der erst mal nur die Katze so angucken, wie ich sie ihm da hingetan hab. Aber das Drumherum muss ich ihm als Halter liefern.

Ja, genau so ist es. Ich sag immer, die Katze lässt ihre Symptome zu Hause. Wenn wir sie am Tisch sitzen haben und wenn wir mit ihr keine sehr gute Geschäftsbeziehung haben, die Katze mit uns Tierärzten nur sehr begrenzt. Wir können natürlich Symptome suchen, aber gerade bei den eher subtilen, subklinischen, nicht so lauten, plakativen Symptomen, die die chronisch kranke Katze macht oder die so ein bisschen ein Schmerzproblem hat, aber halt kein massiv akutes, ist es so, dass die Katze sagt, ich habe gar nichts, ich will wieder nach Hause, ich spreche mit niemandem, nein, es ist alles in Ordnung und dann finden wir diese Symptome nicht, weil die sind nämlich zu Hause geblieben. Und die zu Hause gebliebenen Symptome, die bekomme ich als Tierarzt, dann wenn ich das Verhalten von Katzen grundsätzlich kenne und das abfragen kann, wie schaut die Katze aus, wie schläft sie, wo schläft sie, wie frisst sie, wie oft kommt sie zum Fressen, hat sich irgend so was am Lebensstil der Katze verändert, dann können das viele Besitzer erzählen, wenn ich das direkt nachfrage. Und wenn die schon ein bisschen Vorbildung haben, dann lasse ich mir auch in der Regel Bilder, Videos und auch wirkliche Protokolle mitbringen.

Und das hilft natürlich dann das Bild, was du in der Praxis hast, zu vervollständigen.

So ist es.

Gibt es den „optimalen Katzenhalter“? – und wie könnte dieser aussehen?

Was würdest du dir denn von Katzenhaltern wünschen, wenn du dir deinen Katzenhalter malen könntest? Was soll der machen? Wie soll er sich verhalten?

Wo soll ich anfangen? Wie lang haben wir Zeit?

Fühl dich frei!

Was ich mir wünschen würde, ist, dass die Katze ein bisschen wegkommt von ihrem Image. Sie ist ein einfaches, unkompliziertes, anspruchsloses Tier. Dass wir wegkommen von der Ansage, Katzen kann man nicht erziehen. Katzen tun sowieso immer, was sie wollen. Die hängen am Haus und nicht am Besitzer, weil das alles nicht stimmt. Wir stehen aus meiner Sicht, und ich lebe natürlich in einer sehr kleinen Katzenblase, aber aus meiner Sicht gerade ein bisschen in einem Paradigmenwechsel, wo die Katze wegkommt von diesem Image, sie wäre eben dieses unkomplizierte Low-Maintenance-Tier, dem man quasi nichts brauchen, hin zu einem Tier, das eigentlich der neue, verbesserte Hund ist. Weil sie sind in einem gewissen Sinne natürlich einfacher zu halten, weil kleiner, weil leise, auch gut in der Wohnung zu halten. Aber alles das bringt uns in eine gewisse Verpflichtung. Und weil es im Moment gerade passiert ist, dass die Lebensbedingungen der Katzen immer eingeschränkter werden. Also die können sich immer weniger an ihrem Leben richten, vor allem wenn sie nur in der Wohnung sind. Und gleichzeitig werden die Ansprüche an die Katze immer größer. So wir wollen, dass sie für uns da sind, sie sollen möglichst nicht als Katze selbst auffällig werden und um 5 Uhr früh sagen, ich möchte jetzt ganz gerne Action haben, weil du bist jetzt wieder acht oder zehn Stunden weg. Also ich würde mir wünschen, dass dieser Paradigmenwechsel ein bisschen schneller geht.

Katzen sind nicht nur Kuscheltiere sondern Beziehungswesen

Ja, das würde ich mir in der Tat auch wünschen. Dein Buch „Katzenkindergarten“ geht ja genau in diese Richtung. Dass man versteht, dass Katzen nicht nur die lieben, kuscheligen Haustiere sind, die so da sind und weiter nichts machen dürfen und sollen. Sondern da geht es darum, mit den Katzen zusammenzuleben, Vertrauen zu schaffen, denen Dinge beizubringen, die im Laufe des Katzenlebens nützlich sind. Erzähl mal ein bisschen was über dieses wunderbare Buch, was ich jedem ans Herz legen kann.

Also der Katzenkindergarten ist so, ich habe ja schon viele Dinge geschrieben, aber aus meiner Sicht wirklich mein absolut liebstes Buch. Und ich denke, dass es das Mietz Mietz at home irgendwann ersetzen und ablösen wird, weil das ist über zehn Jahre alt, oder 15 Jahre inzwischen. Das ist ein bisschen outdated. Und ich finde den Katzenkindergarten ist wirklich mein absolutes Herzenskind, wo ich alle meine Ideen und Philosophien, wie wir mit Katzen zusammenleben können, wenn wir sie besser verstehen und wenn sie die Möglichkeit kriegen, uns besser zu verstehen. Weil ganz, ganz viele Verhaltensprobleme oder auch Störungen sind im Grunde genommen Missverständnisse, die darauf beruhen, dass wir Katzen keine Information liefern, dass wir das, was sie zu uns sagen, nicht verstehen, dass wir nicht im Vertrauen zusammenarbeiten können und es hat halt vielfach damit zu tun, dass sie uns, wenn wir anfangen ans Erziehen zu denken, weil uns irgendwas am Alltag mit den Katzen stört, haben uns die schon lange rechts überholt, lerntechnisch, und dass wir Katzen sehr, sehr früh sozialisieren müssen und dass da auch mit der Zuchtwahl noch ein bisschen was passieren muss. Aber der erste Schritt ist einfach, ich will eine Katze haben, ich lese mir das Buch durch, ich plane, was muss diese Katze können und lernen und dann fange ich ab dem Tag X an. Die Katze zieht ein und das fangen die Übungen an und sie sind lustig und sie brauchen nicht viel Zeit und sie sind super effektiv.

Katzen sind super schnelle Lerner – so gelingt dir eine optimale Katzenerziehung

Aber nichtsdestotrotz muss man sie als Halter dann auch machen und wer jetzt einfach nur die Katze als Gesellschaft einkauft, wirklich mal so ganz plakativ gesprochen und sich zu Hause hinsetzt, der wird an der Stelle dann schon ein Problem haben, weil auch die Katze dann im Laufe des Katzenlebens dann vielleicht nicht so gut zu händeln ist, wenn es um den Tierarzt geht, dann sind wir wieder beim Tierarztbesuch, weil diese ganzen Erziehungsvorbereitungen, die zahlen ja wirklich darauf ein, dass wir mit der Katze einen Katzenleben lang schön zusammenleben können und ihr auch helfen können, wenn es mal notwendig ist.

Ja, sie muss verstehen, dass wir manche wichtige Dinge mit ihr tun und Katzen lernen rasend schnell. Sie lernen aber halt nur die Dinge, die aus ihrer eigenen persönlichen Sicht als Art Katze wichtig sind. Also im rein opportunistischen Sinne lernen sie rasend schnell, was im Alltag wichtig ist, wo wir Menschen unsere Schwachstellen haben. Sie lernen aber nicht mit uns zu kooperieren. Jetzt ist die Katze von Natur aus kein wirklicher Teamplayer wie der Hund. Der Hund ist einfach über diese lange Form der Domestikation und sein anderes soziales System von seinem Naturell ein Teamplayer, da kriegen wir diese Kooperation zumindest in ihrer Rohform schon geschenkt. Bei der Katze müssen wir uns die Kooperation wirklich verdienen und erarbeiten und mit einem Katzenkind geht das halt rasend gut, weil wir einem Katzenkind jede, ich sag immer, jedes Geschichtel reindrücken können und ihm erzählen, wie das Leben funktioniert. Und das Katzenkind wird sagen, naja, wenn es lustig ist und gut schmeckt und irgendwie, ja, warum nicht? Wenn wir bei der erwachsenen Katze anfangen, da können wir auch viele Dinge beibringen, aber wir arbeiten immer gegen die Lebenserfahrung dieser Katze.

Wie kriege ich die Katze in die Transportbox? – So gelingt dir Erziehung durch spielerisches Lernen

Sag mal ein paar Dinge, die du für unabdingbar hältst in der Katzenerziehung und vor allem in welchem Zeitfenster. Ich glaube, dass es vielen Katzenhaltern, die sich ein Katzenkind aufnehmen, gar nicht bewusst, dass dieser Lernzeitraum, das geht zwar das ganze Leben lang, aber so diese Intensivlernphase, da muss man schon auch am Ball bleiben und auch zeitlich den richtigen Moment abpassen. Wann geht das los und was würdest du da empfehlen?

Also ich denke, die Intensivlernphase fängt an, wenn wir das Kitten kriegen. Sie werden ja leider zum Teil immer noch mit acht Wochen abgegeben, aber wenn wir sie mit zwölf Wochen, was viel besser ist, auch für die Sozialentwicklung von den Kitten mit zwölf Wochen übernehmen, dann haben wir schätze mal tief bis 16, 20 Wochen Zeit, also zwei Monate, wo man intensiv arbeitet. Und was ich für unabdingbar halte ist Einsteigen in die Transportbox für Katzen. Das ist ein ganz ganz einfaches lustiges Spiel. Das ist das Startbox-Spiel. Da steckt man so ein Kitten einfach in die Transportbox, macht die Tür zu oder hält einfach auch nur die Hand davor und lässt sie direkt aus der Startbox in ein fetziges Spiel losrennen. Und das geht nur mit Kitten, weil die erwachsene Katze rennt nicht mehr los. Die liegt da und sagt, ich muss einen Plan machen, muss anschauen, muss noch ein bisschen überlegen. Aber ein Kitten, das rast sofort los. Und wenn ich das drei, vier Mal am Tag mache und jedes Mal beim Spielen sag, du das Spiel geht nur weiter, wenn du vorher in der Box gewartet hast, dann steigen die mit einer solchen fröhlichen Erwartungshaltung ein und warten einfach, dass das Spiel weitergeht. Das halte ich für, wenn man nur ein Spiel macht mit den Katzen, das wäre für mich ein ganz wichtiges und das zweitwichtigste ist für mich das Nasen-Target. Weil mit dem Nasen-Target bringe ich den Katzen bei, dass wir, wie Lernen funktioniert. Weil die Katzen lernen nicht, dass Menschen für sie relevante Information haben. Menschen sind nur Spaßbremsen, die einen davon abhalten Blödsinn zu machen, der gerade so lustig ist. Wenn ich einem Kitten mit dem Nasentarget beibringe, du berührst mit deiner Nase meinen Zeigefinger, was jedes Kitten von Natur aus macht. Dann kriegst du einen Klick, einen Zungenklick zum Beispiel, oder irgendein anderes nettes Geräusch. Wahrscheinlich braucht man das noch nicht mal wirklich. Und dann kriegst du sofort eine Belohnung. Dann lernt ein Kitten, und das nehmen sie bis ins ganz hohe Alter mit, ich muss eine Kleinigkeit tun und dafür kriege ich was. Und dann ist, wie soll ich sagen, eine gewisse Form von Gleichberechtigung, wie sie zwischen Menschen und Katzen nie da ist, nämlich du tust was, dann tu ich was. Diese Win-win-Deal-Geschichte, wo wir mit Katzen aushandeln, du kriegst alles, was du möchtest, aber du musst vorher was tun dafür.

Gelingt die Erziehung für die Katzentransportbox auch noch im fortgeschrittenen Katzenalter? Und was sind geeignete Transportboxen?

Wenn jetzt meine Katzen schon erwachsen sind, und wir werden sicher hauptsächlich Zuhörer haben, die erwachsene Katzen haben oder schon ältere Katzen haben, wie kann man da am besten das Einsteigen im Nachhinein noch mal üben? Auch zum Beispiel, um den Tierarztbesuch zu entschärfen und das nicht mehr zum blanken Horror werden zu lassen.

Mit den Transportboxen? Ich denke, es hängt davon ab, wie sehr sich die Katzen dagegen wehren. Es gibt Katzen, die sind tatsächlich panisch und die kriegen schon die Krise, wenn sie so eine Kunststoff Box nur sehen. Dann würde ich wahrscheinlich mit einer neuen einsteigen und ich würde keine robuste Transportbox aus Kunststoff mehr kaufen, sondern diese textilen Transport-Wohnboxen, die ich besser finde. So die wirklich richtige Transportbox für die Katze gibt es wahrscheinlich noch gar nicht. Ich habe sie kreiert, aber es baut sie noch keiner. Da bin ich noch ein bisschen dran. Aber ich denke, die Sturdybags sind sehr, sehr gut. Es gibt beim Sheka eine Katzen Transporttasche, die ich ganz gut finde. Jedenfalls bietet man dieses neue Objekt an und lässt es mal offen stehen und legt halt Futter oder andere spannende Dinge hinein, wie Katzenminze, Baldrian und so weiter. Jetzt gibt es immer noch Katzen, die finden das nicht so prickelnd. Dann macht man das Hochheben und Tragen zu den Transportboxen für Katzen hin, zur Routine. Das heißt, man geht ein oder zweimal am Tag, möglichst vor einer vorhersehbaren, netten Aktion, wie Fütterung, Kämmen, Spielen, whatever. Nimmt die Katze und sagt, komm einsteigen. Ich nehme die Katze, ich trage sie durch die Wohnung bis zur Box, setze sie vor die Box hin, gebe ihr ein Leckerbissen oder ich lasse sie wieder frei. oder in der Reihenfolge und dann geht es zum Essen. Sondern lernt die Katze, gelegentlich werde ich genommen und durch die Wohnung getragen zu dieser Box hin und da ist überhaupt nichts dabei, weil nachher gibt es Abendessen. Und wenn das gut geht und die Katze da nicht mehr die Krise kriegt und das kann auch mal 10, 14 Tage dauern, da muss man die Strikte unter Umständen kleiner machen, dann setze ich die Katze das erste Mal hinein und sage, komm steig doch ein. Und das ist ganz schlecht, wenn man Katzen anfängt anzuschieben. Je mehr man sie anschiebt, desto mehr wehren sie sich. Also ich setze sie einfach nur so davor und begrenze sie so vor der Box, dass sie sagen kann, ich steige ein oder ich steige ein. Und diesen Entscheidungsprozess von ein paar Sekunden, den muss man abwarten. Und ganz viele Katzen steigen dann irgendwann selber stressfrei in die Öffnung ein und dann kriegen sie eine Belohnung und dann gibt es Abendessen. Und damit habe ich aus einer Aktion, dem Katzentransport, die einmal im Jahr emotional belasteter Stress ist, einen Routine-Punkt im Alltag gemacht.

Hoffnung für alle Katzenhalter: Transport ist nur Übungssache

Das heißt auch, es gibt Hoffnung für all jene, die da Probleme mit haben. Man muss es einfach nur mal tun und mal üben und trainieren und nicht immer nur sagen, jetzt ist der Tierarztbesuch vorbei, jetzt habe ich wieder ein Jahr Ruhe und sich damit nicht mehr beschäftigen, sondern wirklich am Ball bleiben und sich regelmäßig intensiv mit seiner Katze beschäftigen. Man hat eben keine Ruhe.

Es ist, wenn der Tierarztbesuch vorbei ist, dann fängt eigentlich das Training erst an, weil dann weiß ich, ich habe jetzt ganz viel Zeit und wir beschäftigen uns mit den Katzen zu wenig. Spielen ist auch immer so ein Thema, wo man sagt, ja es ist so fad. Man muss nicht immer spielen mit den Katzen, man muss nur etwas tun und etwas tun kann Zähneputzen sein, kann das Training in den Transporter reinzugehen, kann das Training Liege auf der Seite. Das kann ganz viel sein, wo die Katze weiß, es wird was mit mir getan und sie legen, ganz ganz viele Katzen legen richtig Wert darauf, dass wir was tun mit ihnen, wo sie auch ein bisschen mitreden können. Weil beim Einsteigen in die Box, sie dürfen in Wirklichkeit mitreden. Sie dürfen sagen, ich gehe jetzt da rein, aber ich muss jetzt noch ein bisschen darüber nachdenken und ja, ja okay, ich entscheide mich jetzt. Dann hat die Katze das Gefühl von Kontrolle und sie hat das Gefühl, sie hat was mit uns getan.

Katzen brauchen ungeteilte Aufmerksamkeit: So sieht ein gelungenes Training aus

Und sie hat auch ungeteilte Aufmerksamkeit bekommen im Idealfall, was ja auch im Alltag ganz oft unter den Tisch fällt. Das merkt man, wenn man darüber nachdenkt. Ich denke da sehr viel darüber nach. Ich arbeite ja mit meinen Katzen quasi zusammen. Das sind ja Bürokatzen, die immer um mich. Und ich erwische mich ganz oft am Tag, dass ich sage, verflixt, ich habe heute noch gar nicht richtig mit denen was gemacht. Die sind zwar nicht alleine, aber was haben die davon, wenn ich den ganzen Tag in den Computer starre? Da haben die gar nichts von. Also man muss sich wirklich regelmäßig selbst animieren, zu sagen, so jetzt ist mal wieder Zeit für unsere Katzen, jetzt müssen wir mal wieder was machen. Mal gucken, was wollen die? Haben die gerade Lust überhaupt zu spielen? Damit die merken, dass die auch noch da sind und auch im Prinzip einen Ansprechpartner in uns haben.

Ja, das Stichwort ist wirklich ungeteilte Aufmerksamkeit. Deswegen mag ich auch Klickertraining so gerne, Weil wir können kein Training machen ohne ungeteilte Aufmerksamkeit mit der Katze. Wir können nicht mit dem Handy daneben sitzen, wir können nicht fernschauen, lesen oder irgendwas anderes nebenher tun. Wir müssen wirklich mit unserer Aufmerksamkeit und auch mit unserer wertschätzenden Anerkennung bei der Katze sein. Und da brauchen sie keine Stunden. Wenn wir das zweimal am Tag für drei bis fünf Minuten machen, dann sind die meisten Katzen ja quasi schon um 100 Prozent besser versorgt als der Durchschnitt da draußen.

Ja, also das sind Sachen, die man in seinen Alltag ganz schön einbauen kann. Ich habe noch eine letzte Frage. Ich hoffe, wir haben noch Zeit. Sabine, was ist die Uhr bei dir?

Ja, mir geht’s gern.

Ich habe ja, wie du weißt und wie auch die Zuhörer mitbekommen haben, den Pauli vor einiger Zeit operieren lassen und musste mit ihm Kragentraining machen. Das habe ich mir fest vorgenommen, weil ich habe vor ein paar Jahren schon mal ohne Kragentraining das ganze Prozedere im Kleinen durchgespielt und habe gemerkt, das war für ihn der Horror. Das war für mich selbst als Halter echt schwer, ihn als noch nicht operierten, gesunden Kater zu schnappen und ihm diesen Kragen aufzutun, weil es mir so leid tat. Und ich weiß von vielen, dass es bricht einem das Herz, wenn man die dann sieht und die gucken einen an, als würden sie sagen, bist du bescheuert, was tust du da mit mir?

Mach es bitte runter, ja.

Ganz genau. Aber der Effekt, das muss ich immer wieder sagen, ich bin so glücklich, du hast mich ja da auch nochmal in die Richtung gestupst und gesagt, mach es, weil jetzt ist ja noch kein Schmerz da, kein Akutschmerz da von der Operation. weil es wird besser und es ist besser geworden. Was kannst du da noch empfehlen, wenn man so eine Operation vor der Brust hat, die man sogar quasi planen kann und weiß, es kommt ein Kragen, ob man will oder nicht?

Ja, genau das üben. Einfach gelegentlich mal anziehen. Es ist ja mit dem Anziehen genau das Gleiche. Ob wir den Katzen ein Body, ein Tanderschirt, eine Socke anziehen, ein Halskrause, ein Brustgeschirr. Das sind alles Dinge, die die Katze an ihrem Körper tolerieren, lernen kann. Und wenn wir ganz kleine Katzen haben, dann ist natürlich ist das auch Teil vom Katzenkindergarten, von der Ausbildung von jungen Katzen. Du kriegst gelegentlich was angezogen und wir spielen im angezogenen Zustand. Und angezogen heißt einfach nur, es ist was an deinem Körper, was du nicht kennst, aber du wirst feststellen, mit dem kann man auch spielen, lustig sein und essen.

Ja, Essen ist ja auch eine Sache, die durch den Kragen einigermaßen eingeschränkt wird, je nachdem, was es für ein Kragen ist. Also beim Pauli ging es sogar. Aber da muss man vorher oder sollte man vorher sich das wirklich schon mal angucken und auch überlegen, wie die Katze durchs Haus läuft oder eben nicht laufen kann, weil der Kragen sie an bestimmten Stellen behindert. Das kann man im Vorfeld auch sehr gut tun.

Ja, die Katze lernt ein bisschen über ihre Dimensionen. Sie kann auch lernen, mit dem Teil zu essen. Wir können zum Beispiel eine Halskrause nehmen und über das Futterschüssel stellen. Also da macht man das Loch einfach ein bisschen größer, nicht so knapp wie sonst. Und stellen wir quasi die Halskrause über das Futterschüssel drüber und die Katze muss den Kopf selber da durchstecken. Dann weiß sie nämlich mit diesem Trichter, der steht am Boden und unter dem Trichter steht das Fotoschüssel und die Katze kann ihren Kopf da hineinstecken und sagt „na dann esse ich halt so“, weil sie steckt ihren Kopf in den Joghurtbecher und sonst wo auch hinein.

Das stimmt allerdings.

Und dann kann man sich natürlich anschauen in Abhängigkeit davon, warum die Katze die Halskrause tragen muss, was aus meiner Sicht sowieso nur in sehr, sehr wenigen ausgesuchten Fällen und bei weitem nicht so oft notwendig ist, wie die Chirurgen meinen, weil Katzen lassen Wunden, die nicht wehtun und die in Ordnung sind und die nicht infiziert sind, in Ruhe. Das Stichwort ist Schmerztherapie. Aber es gibt natürlich kritische Dinge wie gerade an den Ohren, an den Augen und so weiter, wo die Katzen mit ihren Krallen einfädeln können, wo der Schaden wirklich ganz massiv ist. Aber wenn ich irgendwann eine OP-Wunde am restlichen Körper habe, dann braucht die Katze in aller Regel sowieso keine Halskrause. Und ich kann mir natürlich anschauen, ob ich mit anderen Konstruktionen zurechtkomme. Es gibt ja diese Softhalskrausen, die nicht mehr so stabile Trichter sind, wo man nicht mehr anrennt, beziehungsweise mit diesen Ringen, die man um den Hals herumwickeln kann, die quasi nur verhindern, dass man drum herum kommt. Da sind die Katzen aber definitiv ein bisschen geschickter, als die Hunde, bei denen funktionieren die gut. Die Katzen können sich da verwinden. Ich habe auch Katzen, denen man die Halskrause vorne dicht machen muss, weil sie immer noch drankommen, Vor allem, wenn es um den Schwanz und die Hinterpfoten geht.

Katzenerziehung ist eine Aufgabe und Herausforderung für Katze und Halter

Es heißt also für uns, wir müssen als Halter über unseren Schatten springen, häufiger mal. Was die eigene Aufregung betrifft, was die eigene Disziplin auch betrifft im Zusammenleben mit unseren Katzen. Und wir müssen manchmal auch Dinge mit unseren Katzen spielerisch eintrainieren, damit im Ernstfall dann einfach kein so großes Drama ist und sie dann da profitieren können und mehr Ruhe haben.

Ja, also auch für die Katze gilt, wir sind bei „Es ist so“ und nicht bei „Wünsch dir was“. Und in manchen Situationen müssen wir einfach Entscheidungen für sie treffen. Und je besser wir diese Maßnahmen verkaufen können, desto leichter tun wir uns natürlich im Zusammenleben.

Ja, das ist etwas, womit ich diese Folge ja zum Ende bringen werde, weil es einfach ein so schönes Schlusswort ist. Es sei denn, du hast noch irgendwas auf dem Herzen, was du unseren Zuhörern noch mit auf den Weg geben möchtest.

Ich glaube im Moment gerade nicht. Ich habe so ziemlich alles angebracht, was ich loswerden wollte. Das sage ich danke. Sehr schön. – Dafür sage ich Danke, dass das jetzt auch quasi eine Hörerschaft findet, die vielleicht bis jetzt gar keinen Zugang hatte zu meinen Vorträgen oder so.

Ja, also wir werden auf jeden Fall dein Buch mit in die Show Notes schreiben und das alles schön verlinken, damit unsere Zuhörer auch noch mal ein genaueres Bild machen können, das Buch hoffentlich kaufen und lesen und dann damit weiterarbeiten. Das ist so meine Hoffnung, weil es wirklich nicht nur den Haltern selbst, sondern vor allem auch den Katzen zugute kommt. Und ja, da wird es sicherlich noch vieles zu lesen geben. Ich hoffe, du bist auch mal wieder in der Nähe für Seminare, die man dann besuchen kann.

Ja, nächstes Mal.

Hast du irgendeinen Link für Termine hier in Deutschland, obwohl unsere Zuhörer ja auch über die Grenzen hinaus unterwegs sind?

Also normalerweise sind auf meiner Webseite immer die Tourdaten drauf, wo dann die ganzen Termine national und international beschrieben sind.

Prima, ja, ich danke dir ganz, ganz herzlich für deine Zeit. Es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht, mit dir zu sprechen. Und ich hoffe, unsere Zuhörer werden den einen oder anderen Tipp direkt umsetzen und ihren Katzen ein noch schöneres Leben bescheren, wie sie das vielleicht schon immer gemacht haben.

Weitere Folgen dieses Podcasts:

46 - Die Macken der Katzenhalter - Blick auf eigene Schwächen und Grenzen im Umgang mit der Katze (Dauer: 0:17:17)
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47 - Tipps für einen entspannten Tierarztbesuch - Interview mit Tierärztin Sabine Schroll 1/2 (Dauer: 0:24:09)
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51 - Tipps & Tricks für den Tierarztbesuch mit Katze (Dauer: 0:23:55)
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52 - Praxistipps für den Tierarztbesuch mit Katze - Interview mit Tierärztin Yvonne Lambach 1/2 (Dauer: 0:26:43)
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200 - Katzenverhalten - Jubiläumsfolge mit Tierärztin Sabine Schroll (Dauer: 0:23:55)
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