Futterpflanze ist nicht gleich Futterpflanze. Wer sich bereits mit Katzen und Pflanzen beschäftigt hat weiß, dass eine Einteilung der Pflanzen in giftig und ungiftig so gut wie unmöglich ist. Darüber hinaus kann eine chemische Behandlung von an sich ungiftigen Pflanzen diese schlussendlich doch giftig machen.

Dennoch gibt es auch ausgewiesene Futterpflanzen, die ausdrücklich zum Verzehr von bestimmten Tierarten geeignet sind. In diesem Fall ist die Pflanze selbst ungiftig und bei der Kultivierung wurde darauf geachtet, dass die Pflanze nicht mit Mitteln behandelt wurde, die für die Katzen schädlich sein können. Für uns Katzenhalter ist neben dem Sammelbegriff „Katzengras“ eine weitere Pflanze nicht mehr wegzudenken. Die Rede ist von Golliwoog®, einer Pflanze die neben der Befriedigung von Miezes Knabbergelüsten auch noch nahrhafte Inhaltsstoffe bietet. Ich habe mit der Gärtnerin Nadine Schrape gesprochen, die nicht nur gemeinsam mit ihrem Mann Manfred Golliwoog® ins Leben gerufen hat, sondern mit der Golli-Thek® ein feines Sortiment an Futterpflanzen aufzieht und vertreibt.

Nadine Schrape und ihr Mann Manfred betreiben eine Gärtnerei in Ostfriesland und bauen neben Gemüse, Beet- und Balkonpflanzen unter dem Namen Golli-Thek® auch Futterpflanzen für Heimtiere an. Wenn man mit den beiden spricht, sieht man schnell das Funkeln in den Augen und merkt, dass sie ihre Gärtnerei mit viel Herzblut betreiben. Die Gärtnerei wurde 1963 als Gemüsebaubetrieb von Helmut Schrape gegründet. 1989 hat Manfred Schrape die Gärtnerei von seinem Vater übernommen. Seit 1996 ist auch seine Frau Nadine Schrape mit im Betrieb tätig. Sie produzieren auf 8.000 qm Gewächshausfläche Gemüse (Schlangengurken), Beet- und Balkonpflanzen und unter dem Namen Golli-Thek® auch Futterpflanzen für Tiere. Von allen Futterpflanzen ist Golliwoog® sicher die bekannteste und beliebteste von allen. Nadine Schrape ist Gründungsmitglied des Arbeitskreis Katzenpflanzen. Und selbstverständlich wohnen bei den Schrapes auch drei wundervolle Katzen 🙂

Golliwoog® hat bereits bei vielen Katzenhaltern einen festen Platz auf der Fensterbank eingenommen. Wie bist du dazu gekommen dich dem Thema Katzen und Pflanzen, bzw. Futterpflanzen für Heimtiere anzunehmen?

Das war eher Zufall! Ich bin zuhause mit Tieren aufgewachsen, und meine Tochter sollte natürlich auch mit Tieren aufwachsen! Manfred hatte schon immer einen Hund ich brachte dann eine Katze mit, unsere Tochter bekam dann 2 Kaninchen, weil ich bei meinen Eltern auch immer Kaninchen hatte. Callisia repens, das ist der botanische Name von Golliwoog®, gab es zu diesem Zeitpunkt schon in unserem Betrieb, allerdings nicht als Futterpflanze. Die besagten Pflanzen wurden immer größer und mussten runtergeschnitten werden. Die abgeschnittenen Triebe stellten wir neben das Kaninchen Gehege, und die Kaninchen versuchten trotz Gras an die Callisia Triebe zu kommen. Manfred nahm damals ohne nachzudenken eine große Handvoll Triebe und warf sie ins Gehege und die Kaninchen fraßen alles rucki zucki auf. Bis wir dann wussten das Callisia nicht schädlich sondern gesund für Tiere ist verging noch über ein Jahr. Denn wir mußten suchen, bis wir ein Institut für Tierernährung fanden, das die Pflanzen für uns untersuchen konnte. Schließlich wurde uns bestätigt, dass die Callisia repens nicht schädlich, sondern sogar gesund für Tiere ist. Um die Zimmerpflanze Callisia repens von der Futterpflanze unterscheiden zu können gaben wir ihr damals den Namen Golliwoog®.

Wie muss ich mir den Anbau in eurer Gärtnerei vorstellen? Ist es eine Art „Massenproduktion“? Wie nah seit ihr an den Pflanzen und am Thema Futterpflanzen dran?

Bei uns in der Gärtnerei stehen sicher mehr als 5 Golliwoog- und 3 Katzengraspflanzen, davon könnten unsere Angestellten und wir nicht leben! Von Massenproduktion kann man bei uns aber sicher nicht sprechen, dafür nehmen wir jede einzelne Pflanze viel zu oft in die Hand. Außerdem lässt uns das Thema Futterpflanzen nicht los. Viele Kunden rufen bei uns an und fragen womit sie die Pflanzen düngen können, ohne das ihren Tieren etwas passiert, oder fragen nach, ob die Pflanze auch wirklich von uns kommt. Manchmal wird dann aus einem Telefonat, was eigentlich nur 5 Minuten dauert, auch mal eine halbe Stunde. Manche Kunden machen auch Urlaub in Ostfriesland und kommen uns dann besuchen!
Wie diese Kunden sicher bestätigen können, zeigen wir ihnen dann gerne den Betrieb und wenn gerade Zeit ist gibt es auch manchmal Kaffee und Kuchen. Außerdem produzieren wir nicht alles was auf dem Markt nachgefragt wird. Manchmal weil das Produkt nicht haltbar genug ist (zu weich, z.B. Salat), oder weil es nicht gesund für Tiere ist. Sauerampfer zum Beispiel wird gerne von Nagern gefressen ist jedoch nicht gesund für sie.

Was ist dabei eure größte Herausforderung?

Die größte Herausforderung für uns ist immer genügend Pflanzen vorrätig zu haben. Wir arbeiten mit lebenden Pflanzen die nicht ins Regal gestellt werden können, das ist manchmal immer noch ein Problem! Denn es kommen immer mal wieder nicht vorhersehbare Situationen. So können wir die Futterpflanzen nicht bei Frost verschicken. Gegen Schimmelpilze welche die Pflanzen befallen, können wir nichts machen, dann müssen schon einmal einige hundert kompostiert werden, weil sie krank sind.

Worauf sollte man beim Kauf insbesondere bei Futterpflanzen, also Pflanzen die zum Verzehr angeboten werden, beachten?

Das ist ein sehr schwieriges Thema! Grundsätzlich würde ich keine Pflanze die ich einfach so im Gartencenter oder Supermarkt kaufen kann meinem Tier zum fressen oder knabbern anbieten. Bei diesen Pflanzen kann man leider nie ausschließen, dass sie mit Pflanzenschutzmitteln oder Wuchshemmstoffen behandelt wurden. Die Grünlilie (Chlorophytum) ist nach meinem Kenntnisstand z.B. nicht giftig für Tiere, filtert jedoch Schadstoffe aus der Luft (in Raucherhaushalten Nicotin) und speichert diese. In diesem Fall kann die Grünlilie giftig werden! Giftige Pflanzen sind auch für mich nicht sofort als giftig zu erkennen. Ich glaube da liegt das größte Problem! Mit diesem Thema muss man sich wirklich beschäftigen. Ich kenne einige Tierärzte die jetzt sagen werden: „Ich bin doch kein Gärtner“ und ich sage: „Ich bin doch kein Tierarzt“. Dafür gibt es dann Menschen wie dich Sabine, die Bücher wälzen, Tierärzte, Gärtner und Biologen befragen, um dann zum Schluss abschätzen können ob die Pflanze für Katzen giftig ist oder nicht. Damit möchte ich sagen das auch ich beim Lesen von deinem Buch Katzenpflanzen noch einiges lernen konnte. Unsere Futterpflanzen sind deshalb besonders gekennzeichnet, um sich im Handel von herkömmlichen Pflanzen abzuheben. Die Töpfe sind entsprechend mit Golli-Thek® beschriftet. Darüber hinaus verwenden wir besondere Blumenstrecker auf denen erklärt wird, für welche Tierart die Pflanze geeignet ist. Leider gibt es auch manchmal falsch ausgezeichnete Ware, wo sozusagen „von Hand“ einfach Golliwoog drangeschrieben wird. Für diese im Handel falsch ausgezeichneten Pflanzen können wir nicht sagen, ob sie in irgendeiner Form chemisch behandelt wurden oder für Tiere gesundheitsschädlich sind, da sie nicht bei uns produziert wurden.

Ist das auch der Grund für den Namen Golliwoog®?

Ja, wir geben unseren Pflanzen „eigene“ Namen, die wir uns auch schützen lassen, um dem Käufer eine zusätzliche Unterscheidungshilfe zwischen unseren bekömmlichen Futterpflanzen und den herkömmlichen, zum Teil stark behandelten und somit unbekömmlichen Zierpflanzen zu geben. Bei einer Pflanze aus unserem Golli-Thek®-Sortiment kann der Käufer sicher sein, dass wir diese Pflanze einzig und allein zum Zweck der Verfütterung produziert haben und diese Pflanze für sein Tier bekömmlich ist. Der bedruckte Blumentopf und der Blumenstecker mit Etikett sind also wichtige Erkennungsmerkmale die zeigen, dass es sich um eine echte Futterpflanze der Golli-Thek® handelt. Im Zweifelsfall sollte noch mal beim jeweiligen Anbieter hinterfragt werden, woher eine Pflanze kommt, also wo und von wem die Pflanze produziert wurde.

Welchen Tipp kannst du geben, damit Golliwoog® besonders lange hält?

Golliwoog® wenn möglich nicht von oben gießen. Im Winter sollte die Golliwoog eher zu trocken gehalten werden, da die Gefahr von Schimmelpilzen im Winter besonders hoch ist. Ein Kaninchen futtert eine Golliwoog innerhalb von Minuten auf, deshalb ist es besser wenn Triebe abgeschnitten und so dem Tier zum fressen gereicht werden. Auch viele Katzen sind, wenn es um Golliwoog® geht, sehr erfinderisch! Am besten die Golliwoog rechtzeitig wegnehmen und zum Nachwachsen in einen anderen Raum stellen. Oder einfach eine neue kaufen, was wir uns natürlich wünschen.

Wie kann man Golliwoog® düngen, ohne mit dem Dünger seine Katzen zu gefährden?

Zum Düngen kann ein ganz normaler flüssiger Blumendünger verwendet werden. Die Pflanzen sollten jedoch von unten gedüngt werden, denn nur so kann man sicher sein, das die Katze den Dünger nicht direkt aufnimmt. Bei den Papageien in freier Wildbahn kann man beobachten, dass sie Kalkwände anfliegen um dann dort Kalk zu fressen.

Nadine, ich danke dir für dieses interessante Interview und bin sicher, dass viele Leser daraus für sich und ihre Katzen einen Nutzen ziehen werden.