Katzen sind extrem reinliche Tiere und die „Katzenwäsche“ gehört zu ihrem alltäglichen Verhaltensprogramm genau so dazu wie Fressen, Trinken und Schlafen. Das penible Putzen dient in erster Linie der Fellpflege. Denn nur ein sauberes, intaktes Fell schützt sie gegen Kälte, starke Hitze und Feuchtigkeit. Darüber hinaus können der Fellpflegestatus und das Putzverhalten der Katze jedoch auch wichtige Hinweise auf ihr körperliches und seelisches Wohlbefinden geben.

Fellpflege und Putzverhalten der Katze

Während wir tagein, tagaus mit unseren Katzen zusammenleben, lernen wir im Laufe der Zeit viele, kleine Angewohnheiten und Verhaltensmuster kennen. Einen Teil davon, kann man sicher als „typisch Katze“ einsortieren. Man wird dieses Verhalten auch bei vielen, anderen Katzen beobachten können. Ein anderer Teil unserer Beobachtungen kann jedoch auch individuell sehr unterschiedlich sein. Aus diesem Grund ist es hilfreich das Normalverhalten des einzelnen Tieres genau zu kennen, um Veränderungen möglichst frühzeitig mitzubekommen. Wenn es um das Putzverhalten und die Fellpflege geht, ist man geneigt viele Details zu übersehen. Denn dieses Thema scheint einfach zu banal, um sich ernsthaft damit auseinander zu setzen. Spätestens, wenn es zu Veränderungen kommt und das körperliche Wohlergehen angezweifelt wird, stellt man sich die Frage: War das eigentlich schon immer so? Oder putzt sie sich nun mehr/weniger als bisher? Hat sie dabei bisher auch so geschmatzt?

Der „ideale“ Normalzustand des Fells

Der Idealzustand des Katzenfells ist dicht, glänzend, seidig. Man könnte diesen Zustand fast ein wenig mit „wie frisch vom Friseur“ beschreiben. Denn jedes einzelne Haar scheint perfekt ausgerichtet zu sein. Das Fell ist nicht fettig und es gibt weder Schüppchen, noch Knötchen – ganz zu schweigen von Verfilzungen. Dennoch kann der Idealzustand einzelner Katzen, zum Teil auch rassebedingt, enorme Unterschiede aufweisen. Vergleicht man das Fell einer Katze mit einer anderen, sind also auch die Rahmenbedingungen wie Rasse, Alter, Gesundheitsstatus und die Frage nach ihrem Lebensumfeld (Wohnung oder Freigang), für eine Beurteilung relevant. Unterm Strich kann man sich als Katzenhalter (der seine Katze gut kennt) jedoch meist auf den ersten Eindruck verlassen. Und so bald sich etwas offensichtlich verändert hat, ist es ratsam genauer Hinzusehen.

Komfortverhalten und Übersprunghandlung

Die ganz normale Fellpflege, erfolgt mehrfach am Tag und ist meist im Anschluss an das Fressen zu beobachten. Aber auch ausgiebiges Kuscheln mit uns Menschen zieht oft eine Katzenwäsche nach sich. Dabei putzt sich die Katze systematisch in ruhigen, rythmischen Bewegungen, bis sie nahezu jedes Fleckchen ihres Fellkleids in Ordnung gebracht hat. Neben dem sogenannten Komfortverhalten im Rahmen der Fellpflege, putzen sich Katzen aber auch in anderen Situationen. Nach schreckhaften Momenten, wie zum Beispiel Stürzen oder Auseinandersetzungen, kommt es dann zum Putzen als Übersprunghandlung, um die unangenehme Situation quasi wegzuputzen. Dieses Putzen ist deutlich hektischer und dauert meist nur kurz an.

Mangelndes Putzverhalten und ungepflegt wirkendes Fell

Hat sich der Fellzustand negativ verändert, kann dies verschiedene Ursachen haben. Angefangen bei Krankheiten und Schmerzen, über Mangelernährung, bis hin zu psychischen Ursachen wie Depressionen, Stress oder Angst. Wirkt eine Katze plötzlich ungepflegt, struppig oder gar „wie von Motten zerfressen“, ist etwas nicht in Ordnung und dringend ein Gang zum Tierarzt des Vertrauens notwendig, um der Sache auf den Grund zu gehen.

Übermäßiges Putzverhalten und Fellverlust

Nicht nur das mangelnde, sondern auch das übermäßige Putzverhalten ist problematisch. Oft ziehen sich die Katzen zum Putzen zurück, so dass wir Halter diese Verhaltensveränderung nur an abgebrochenen Fellspitzen oder gar an kahlen Stellen im Fell erkennen können. Manchmal kann man aber auch offensichtlich mitbekommen, dass die Katze sich ständig putzt. Dabei wirkt sie unter Umständen rastlos oder auch am Morgen auffällig verschlafen und müde, da sie nachts nicht wie gewohnt zur Ruhe gekommen ist.

Das Fell kann beim Streicheln stumpfer wirken als bisher, oder man kann regelrechte Stufen im Fell ertasten, die es vorher nicht gab. Ein weiteres Indiz für übermäßiges Putzen ist auch vermehrtes Erbrechen von „Fellsträngen“ (Bezoaren) durch verschluckte Haare.

Einladung zur Katzen-Expedition

Was man bei der Fellpflege nicht alles beobachten kann. Wenn wir uns den aktuellen Zustand oder den „Normalzustand“ unserer Katze näher ansehen möchten, ist es hilfreich das Augenmerk auf folgende Bereiche zu legen:

  • Wie oft putzt sich die Katze?
  • In welcher Situation putzt sie sich?
  • Wie schnell ist sie dabei? Wirkt sie dabei entspannt, oder hektisch?
  • Wie ist die Intensität der Fellpflege?
  • Wie bewegt sie sich dabei? Wirkt sie gelenkig und geschmeidig oder eher unbeholfen?
  • Welche Körperhaltung hat sie dabei?
  • Welche Körperstellen werden wie geputzt?
  • Gibt es Bereiche, die sie nicht (mehr) erreichen kann?
  • Macht sie besondere Geräusche beim Putzen?
  • Ist ihr Fell auffällig nass nach der Fellpflege?
  • Wie fühlt sich das Fell an den unterschiedlichen Körperregionen an?
  • Welche Besonderheiten oder Eigenarten hat die Katze beim Putzen?
  • Ist das Fell gleichmäßig dicht oder gibt es schüttere Stellen?
  • Glänzt das Fell? Gibt es Schuppen oder Knötchen?
  • Neigt sie zu Verfilzungen?
  • Wie verändert sich das Fell in den Jahreszeiten (Sommerfell/Winterfell)?
  • Was sind die individuellen Besonderheiten während des Fellwechsels? Steigt die Lust auf Katzengras? Muss sie häufiger erbrechen als sonst?

So eine kleine Katzen-Expedition lässt sich in den meisten Fällen ganz einfach nebenher im Alltag realisieren. Die aus den Beobachtungen gewonnenen Informationen tragen dazu bei den Normalzustand genauer kennenzulernen und Probleme oder Veränderungen wahrzunehmen. Es ist somit auch eine einfache und wunderbare Möglichkeit gesundheitliche Probleme frühzeitig erkennen und behandeln zu können. Und es macht ungemein viel Spaß seine Katze aus ganz anderen Perspektiven zu betrachten und mehr über den puscheligen Weggefährten zu erfahren.

Erschienen in „Vet-Concret“, Ausgabe 2/2019