Neben Katzengras sind für viele Wohnungskatzen die Blumentöpfe auf der Fensterbank und ein begrünter Balkon der einzige Kontakt zu einem Stückchen Natur. Schade, wenn aus Angst vor Vergiftungen gänzlich auf Pflanzen verzichtet wird. Gefährlich, wenn Giftpflanzen zum Risiko für die Katze werden. Denn es ist gar nicht so einfach geeignete Pflanzen für den Katzenhaushalt zu finden. Darüber hinaus hängt das individuelle Vergiftungsrisiko (stark giftige Pflanzen ausgenommen) von verschiedenen Faktoren ab, die nicht selten zu falschen Interpretationen und Missverständnissen führen. 

 

Giftige Pflanzen im Katzenhaushalt

Die Nutzung von Giftpflanzenlisten

Der allgegenwärtige Wunsch (auch meiner), die Pflanzen in giftige und ungiftige Pflanzen zu unterteilen, ist im Prinzip nicht zu erfüllen. Denn über giftig oder ungiftig entscheiden mehrere Faktoren. Außerdem gibt nur sehr wenige, ausgewählte Pflanzen, welche an sich für Katzen ungiftig und in unbehandelter Form zum Knabbern geeignet sind. Der Rest der Pflanzenwelt teilt sich in wenig Giftige, stark Giftige und Pflanzen, deren Giftigkeit für Katzen noch gar nicht untersucht wurde. Außerdem kommen ständig botanische Neuentdeckungen, Züchtungen und Kreuzungen hinzu, welche die ultimative Giftpflanzenliste in weite Entfernung rücken.

Das bedeutet: Sämtliche (Gift-)Pflanzenlisten sind unvollständig. Und wenn Pflanzen nicht auf der Giftpflanzenleiste stehen, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie ungiftig sind. Im Internet besteht zudem noch die Gefahr, dass es Seitenbetreiber gibt, die wahllos ungeprüfte Informationen zusammenkopieren, nur um Inhalte für Ihre Homepage zu bekommen. Aussagen wie etwa „Auf Homepage xy steht, dass die Pflanze ungiftig ist“ sind mit größter Vorsicht zu genießen. Und auch Veröffentlichungen in Zeitschriften werden leider nicht immer sorgfältig recherchiert.

Umgang mit Pflanzen im Katzenhaushalt

Pflanzen mit grasähnlichen Blättern werden in der Regel von Katzen bevorzugt. Hat eine giftige oder unbekannte Pflanze solche Blätter, steigt die Knabberattraktivität und mit ihr das Risiko für Vergiftungen. Die Knabberattraktivität einer Pflanze richtet sich nach den individuellen Vorlieben der Katze. “Knabber-attraktiv” sind meist Pflanzen mit grasähnlichen Blättern bzw. Halmen. Besonders harte, behaarte, große oder auch fleischige Blätter werden in der Regel verschmäht. Die Knabberattraktivität einer Pflanze für die Katze spielt bei der Risikoermittlung ebenso eine Rolle wie die eigentliche Giftigkeit der Pflanze. Pflanzen die nur eine geringe Knabberattraktivität für die Katze mitbringen, stellen ein geringeres Risiko dar. Dies gilt insbesondere bei ausreichend vorhandenen und attraktiveren Alternativen.

  • Pflanzen, welche man nicht genau identifizieren kann, aus der Reichweite der Katzen entfernen.
  • Bekannte Giftpflanzen gar nicht anschaffen. Wenn sie vor der Katze schon da waren verschenken.
  • Auch ungiftige Pflanzen sollten weggestellt wegstellen, wenn das Interesse der Katze zu groĂź ist.

Häufige Irrtümer und Missverständnisse im Katzenaushalt

Unter Katzenhaltern wird on- und offline häufig sehr hitzig darüber diskutiert, ob bestimmte Pflanzen giftig oder ungiftig sind. Auch gibt es Stimmen, die behaupten, dass Pflanzen generell kein Risiko für Katzen mit sich brächten und das Thema reine Panikmache sei. Fakt ist, dass ein Vergiftungsrisiko für Katzen durch Zimmerpflanzen besteht und dieses so weit wie möglich zu vermeiden ist. Im Folgenden die häufigsten Irrtümer und Missverständnisse rund um Katzen und (Gift-)Pflanzen.

SchĂĽtz Katzengras davor, dass eine Katze an giftigen Pflanzen knabbert?

Das Knabbern an Gras und anderem Grün gehört zu den natürlichen Bedürfnissen der Katzen. Katzengras wird deshalb von den meisten Katzen gerne angenommen. Einen Schutz vor dem Beknabbern giftiger Pflanzen ist es jedoch nicht. Viel mehr muss davon ausgegangen werden, dass jede einzelne Katze individuelle Vorlieben hat, die je nach Lust und Laune auch ausgelebt werden. Katzengras ist also nur ein ungefährliches Knabberangebot. Ob die Katze darauf (immer) eingeht, bleibt jedoch ihr überlassen.

„Meine Katze geht nicht an Pflanzen!“

Viele Katzen sind sehr genügsam und knabbern tatsächlich hauptsächlich am eigens für sie aufgestellten Gras. Doch dieses Verhalten kann sich zu jeder Zeit ändern. Auch wenn es jahrelang gut gegangen ist, kann die Katze von heute auf morgen ihre Vorliebe ändern. Langeweile, Neugier oder einfach die Lust auf etwas Neues lassen alte Gewohnheiten vergessen und lenken ihr Interesse auch auf ungeeignete, vielleicht sogar stark giftige Pflanzen. Die häufig getroffene Aussage „Meine Katze geht nicht an Pflanzen.“ ist also nur eine Momentaufnahme. Auf Dauer kann und sollte man sich nicht darauf verlassen.

Wissen Katzen instinktiv, was fĂĽr sie giftig ist oder nicht?

Freigängerkatzen treffen draußen oft auf jede Menge Giftpflanzen. Trotzdem kommt es in der Regel eher selten zu Vergiftungen. Dies liegt jedoch nicht daran, dass ihr Instinkt sie vor den Giftpflanzen schützt. Sie haben draußen einfach eine bessere Auswahl und es gibt zu den Giftpflanzen genügend ungiftige, attraktivere Alternativen. In der Wohnungshaltung ist es jedoch genau umgekehrt. Der Großteil der klassischen Zimmerpflanzen ist für Katzen giftig. Wir setzen ihnen die Giftpflanzen meist ohne Alternativen quasi direkt vor die Nase. Hinzu kommt, dass Wohnungskatzen tendenziell eher Langeweile haben als Freigänger und in Versuchung kommen auch die ungeeigneten Pflanzen mal zu probieren. Das Vergiftungsrisiko ist entsprechend höher. Der Instinkt der Katze schützt sie also leider nicht vor Vergiftungsunfällen.

Ist alles was wir Menschen essen können, auch für Katzen ungefährlich?

Für die meisten Katzenhalter ist erst einmal selbstverständlich, dass etwas was wir Menschen essen dürfen auch für Katzen verträglich sein muss. Schnittlauch oder Bärlauch sind gute Beispiele, um zu verdeutlichen, dass dies leider ein Irrtum ist. Denn beide Pflanzen werden von uns Menschen gut vertragen, sind für Katzen jedoch giftig. Ein weiteres sehr anschauliches Beispiel sind Rotkehlchen, welche problemlos die Früchte des Pfaffenhütchens fressen können, welche für uns Menschen hingegen stark giftig sind. Die individuelle Giftigkeit von Pflanzen je nach Individuum sorgt häufig für Missverständnisse. Sie verleitet Katzenhalter dazu auch giftige Pflanzen aufzustellen, die das Risiko meist nicht annähernd erahnen.

Auch ist nur ein Teil der im Zoofachhandel angebotenen Futterpflanzen für Katzen geeignet. Darunter Katzengras (Keimgras), Katzenminze, Golliwoog oder auch Plantolli. Diese sind an sich erst einmal für Katzen ungiftig und werden speziell, ohne Einsatz von chemischen Mitteln, für den Verzehr der Tiere kultiviert. Aber es gibt auch Futterpflanzen für andere Tiere, wie zum Beispiel für Reptilien. Diese sind für Katzen größtenteils nicht (!) zum Verzehr geeignet.

„Meine Katze hat schon mal an Pflanze xy geknabbert und es ist nichts passiert. Folglich ist die Pflanze ungiftig.“

Neben stark giftigen Pflanzen, die sehr schnell zu akuten Vergiftungen führen (wie zum Beispiel Lilien/Lilium sp.), gibt es auch weniger giftige Pflanzen. Letztere führen, oft vom Halter unbemerkt, zu schleichenden Vergiftungen und können langfristig zu lebensbedrohlichen Organschäden führen. Die Beobachtung, dass der Verzehr einer bestimmten Pflanze scheinbar ohne Folgen bleibt täuscht und sorgt leider dafür, dass manch eine Giftpflanze immer wieder als ungiftig bezeichnet wird.

Ist eine ungiftige Pflanze für Katzen immer bekömmlich?

Zierpflanzen, ganz gleich ob im Topf oder als Schnittblume in der Vase, werden mit einer Vielzahl chemischer Substanzen behandelt. Das hat zur Folge, dass eine Pflanze die an sich eigentlich ungiftig ist, durch die Behandlung sekundär giftig wird. Bei Rosen wurden bereits häufiger Belastungswerte veröffentlicht, die sogar ein Risiko für uns Menschen darstellen, wenn wir mit den Rosen in zu engen Kontakt kommen. Eine selbst angepflanzte, nicht gespritzte Rose wäre bis auf etwaige Stacheln unbedenklich. An gekauften Exemplaren sollten Katzen jedoch nicht knabbern. Neben der eigentlichen Giftigkeit einer Pflanze, stellen also auch diverse Pflanzenschutzmittel ein Vergiftungsrisiko dar. Zum Knabbern angebotene Pflanzen sollten daher unbedingt aus einer einwandfreien Quelle kommen und unbehandelt sein.

Erschienen in „Der Tierheilpraktiker“, Juli 2018